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Grußwort vom Melek B. zur „Reclaim and Remember“ – Kundgebung in Mölln

Vorgetragen am Sonntag, 23. November 2014, beim „Reclaim and Remember“ Offenes Gedenken an Bahide und Yeliz Arslan und Ayşe Yilmaz
Ort: Vor dem Bahide-Arslan-Haus in Mölln

„Ben Berlinde 05.04.2012 tarihinde kimligi belirsiz kisi tarafindan vurularak hayatini kaybeden Burak Bektaş’in annesiyim. Öncellikle Ibrahim Arslan ve ailesine cok tesekkür ederim Berlinde bizi ziyaret ettikleri icin. Ibrahim Arslan ve ailesi bizim acimizi paylastilar, bizde Bektas ailesi olarak Arslan ailesinin acisini gönülden paylasiyoruz. Inshallah bundan sonra magdur olarak omuz omuza olacagiz.
Sevgilerimlen Melek Bektaş ve ailesi. Allah yardimcimiz olsun, bizlerin ve bizim gibi magdur olanlarin.“

„Hallo,
ich bin die Mutter von Burak Bektaş, welcher am 5.4.2012 von einem Unbekannten in Berlin erschossen wurde.
Zunächst einmal möchte ich Ibrahim Arslan und seiner Familie ganz besonders dafür danken, uns in Berlin besucht zu haben. Sie haben unseren Schmerz geteilt und wir teilen als Familie Bektas ihren Schmerz innigst und aus vollstem Herzen mit. Hoffentlich werden wir von jetzt an als Betroffene Seite an Seite sein.
Mit viel Liebe wünschen wir, Melek Bektaş und Familie, dass Gott mit euch und allen Betroffenen sein möge.
Ich danke Ihnen allen.“

Gedenken an Opfer des NSU in zehn deutschen Städten

Straßenumbenennungen in Köln, München, Nürnberg, Kassel, Jena, Berlin, Göttingen, Bremen, Wuppertal und Frankfurt a.M.

Am 4. November 2014, drei Jahre nach dem Auffliegen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), wurden zeitgleich in ganz Deutschland Straßen in Gedenken an die Opfer der rassistischen Mordserie und der Bombenanschläge umbenannt. Rund 500 Personen nahmen bundesweit an den Gedenkveranstaltungen teil. Eingeladen hatte ein Zusammenschluss von Initiativen, der eine lückenlose Aufklärung des NSU-Komplexes fordert.

„Uns war es wichtig am heutigen Jahrestag den Blick auf die NSU-Opfer zu lenken und die Angehörigen in ihrer Forderung nach einem würdigen Gedenken zu stärken“, kommentierte Manuel Friedrich vom Initiativenbündnis. Zu häufig werde den Wünschen der Betroffenen nicht entsprochen.

Im Laufe der Mord- und Anschlagserie des NSU wurden die Betroffenen immer wieder einer Opfer-Täter-Umkehrung ausgesetzt. Sie wurden von den Ermittlungsbehörden verdächtigt und in der medialen Öffentlichkeit mit rassistischen Zuschreibungen wie „kriminelle Ausländermilieus“ stigmatisiert. Gleichzeitig konnten die Täter über Jahre hinweg unbehelligt morden.

„Die Betroffenen haben über die ganzen Jahre auf die offensichtlich rassistische Motivation der Taten hingewiesen. Ihre Perspektive wurde jedoch missachtet. Für diese Perspektive machen wir uns stark. Während der NSU-Terror Orte und Menschen mit Leid und Schrecken überzog, spannen wir heute zwischen ihnen ein symbolisches Band der Solidarität“, so Friedrich.

Fotos der Straßenumbenennungen http://www.bit.ly/nsuopfer
Überregionaler Pressekontakt: Initiative „Keupstraße ist überall“, medien@keupstrasse-ist-ueberall.de

Zum Aufruf zur Umbenennung des Kurfürstendamms Ecke Joachimsthaler Straße in Mehmet-Kubaşıkdamm Ecke Keupstraße (Berlin)

Redebeitrag am 01.11.2014 auf der Demo „NSU: Staat & Nazis Hand in Hand“ Berlin-Wedding

Die Initiative hat sich gegründet weil es auch hier in Berlin einen Mord nach dem Vorbild der NSU Morde gegeben hat.

Am 5.4.2012 wurde Burak in Neukölln auf der Straße erschossen. Zwei andere junge Männer wurden durch Schüsse schwer verletzt. Wie bei den NSU Morden gibt es auch hier kein erkennbares Motiv. Auch hier ist die Berliner Polizei nicht in der Lage, diese Tat aufzuklären. Oder ist sie nicht willens, Schlüsse aus den Erkenntnissen aus den Untersuchungen zum NSU zu ziehen?

Die Morde des sogenannten NSU sind nicht aufgeklärt, sondern durch die Nazis selbst bekannt geworden. Die Morde wurden nachweislich nicht aufgeklärt, weil die Ermittlungsbehörden sie nicht aufklären wollten, nicht weil es Pannen gab!
Nachweislich haben Rassistische Vorwegannahmen die Ermittlungen geleitet. Das mindestens ist durch Untersuchungsausschüsse belegt.
Wir sehen durchaus Parallelen zwischen den Ermittlungen zu den Morden des NSU und denen zu Burak.
Auch beim Mord an Burak gerieten nicht zuerst und nach den Morden des NSU naheliegend, Nazis ins Visier der Ermittler, sondern ein völlig unbeteiligter Mensch mit türkischem Namen.

Die Ermittlungsakte trägt bis heute diesen Namen eines Mannes, der nur verdächtigt wurde, weil er diesen Namen trägt. Inhaltlich jedenfalls war dieser Verdacht völlig ohne Grundlage.

Wir stellen 3 Jahre nach der Selbstenttarnung des NSU fest (?), dass die Polizei ihre Arbeitsweise nicht wesentlich verändert hat.
Wir haben unsere Fragen und unsere Informationen in einer Anfrage an den Senat den Ermittlungsbehörden zukommen lassen. Die Antworten lassen nur den einzigen Schluss zu: die Ermittlungsbehörden sind auch heute noch nicht willens, irgendeinem Hinweis nachzugehen:
Auf unsere Frage, ob es einen Zusammenhang zum Reichsbürgerspektrum geben könnte, gab es die unglaublich freche Antwort: „Es existiert kein polizeilich definierter Begriff eines Reichsbürgerspektrums.“

Und das ist nur ein Beispiel unsäglichen Verhaltens ggü. Nachfragenden.

Die Anzeige gegen eine Frau, die den Mord an Burak öffentlich gebilligt hat und auch ausspricht, dass sie hoffe, dass niemand ermittelt wird, wird nicht ernst genommen. Was aus den Ermittlungen geworden ist, wissen wir nicht. Das lässt nur den Schluss zu, dass es keine Ergebnisse gibt. Sonst hätten die Ermittler sich damit hervorgetan und die Presse informiert.

Wir sind heute, zweieinhalb Jahre nach dem Mord ziemlich sicher, dass von den Ermittlungsbehörden keine Aufklärung zu erwarten ist, dass sie die Ermittlungen nicht weiterführen. Nur wenn der Täter in eine Situation gerät, dass er sich selbst stellen muss, kann mit einer Aufklärung des Mordes an Burak gerechnet werden.

Wir werden nicht Ruhe geben, bis wir wissen, wer Burak getötet und Jamal und Alex so schwer verletzt hat.

Wir wollen qualifizierte Antworten auf unsere Fragen.
Die Burak-Initiative wird so lange fragen „War das Motiv wieder Rassismus“ bis die Ermittlungsbehörden bewiesen haben, dass dem nicht so ist.

Wir laden Euch ein, bei unseren Mahnwachen, bei denen wir diese Frage öffentlich stellen, teilzunehmen.

Nie wieder sollen Opfer vergessen werden und Angehörige alleine mit dem Schmerz stehen und nie wieder soll es eine Situation geben, in der niemand die naheliegendsten Vermutungen über die Täter für möglich hält.

Keine Mahnwache am 5.11.2014

Aber wir laden euch zur Demonstration am 1.11. in den Wedding ein. Die Demonstration „NSU: Staat und Nazis Hand in Hand – Rassismus in der Gesellschaft bekämpfen“ beginnt um 13:30 Uhr an der U-Bahn-Station Gesundbrunnen auf dem Hanne-Sörbeck-Platz.

11. Oktober 18 Uhr Infoveranstaltung zu Mölln

22 Jahre Brandanschlag in Mölln – Ibrahim Arslan berichtet

Samstag 11. Oktober 2014 // 18 Uhr // Allmende
Kottbusser Damm 25-26 // 10967 Berlin

Am 5. April 2012 wurde Burak Bektaş auf offener Straße von einem Unbekannten ermordet. „Aufgrund des Hergangs und der Umstände der Tat – gerade vor dem Hintergrund des NSU-Komplexes – stellen wir die drängende und berechtigte Frage: War Rassismus wieder das Motiv?
Die Folgen solcher Anschläge werden oftmals schnell vergessen: Was passiert mit den Angehörigen und Überlebenden? Wie gelingt es ihnen trotz der Trauer und Ohnmacht die Kraft zu finden, um für Aufklärung zu kämpfen, für Anerkennung und für ihre Würde?

Bereits 20 Jahre vor dem Mordanschlag auf Burak, am 23. November 1992, verübten Neonazis in Mölln einen Brandanschlag auf das Haus der Familie Arslan, bei dem drei Familienmitglieder starben: Die kleine Yeliz, Großmutter Bahide und die Teenagerin Ayşe Yilmaz. Weitere Familienangehörige konnten sich aus dem Flammen retten.
Die Familie steht bis heute im Spannungsfeld zwischen den traumatischen Folgen des Anschlags und dem Wunsch nach einer unbekümmerten Gegenwart. Dies wird insbesondere an ihren Auseinandersetzungen mit den jährlichen Gedenkfeiern der Stadt Mölln deutlich. Über diese und und den Rassismus, der den Arslans dabei entgegenschlug, aber vor allem von dem Widerstand dagegen, wird Ibrahim berichten.
Wir laden insbesondere auch alle Freundinnen und Freunde Buraks, seine Familie und Angehörigen und alle Unterstützenden zu diesem Abend ein.

Mahnwache am 5. Oktober 2014 in Rudow am Sportplatz Stubenrauchstraße

Im Gedenken an Burak B. – Kein Vergessen – gegen den alltäglichen Rassismus – gegen Neonazis

Mahnwache: 13 – 14:30 Uhr, Neuköllner Straße 277

Am 5. Oktober findet in Rudow, auf dem Sportplatz an der Stubenrauchstr., das Fussballspiel der Berlinliga TSV Rudow gegen Tennis Borussia statt. Diese Begegnung hat seit November 2011 eine besondere Brisanz. Denn seit Jahren sind Neuköllner Neonazis, rechtsoffene Hooligans und andere Rassist_innen vor allem bei den Spielen gegen TeBe immer wieder unter den Rudower Fans präsent. Mit ihrer Anwesenheit und ihren Parolen wollen sie die Tebe-Fans provozieren, weil diese bundesweit bekannt sind für ihre antrassistische und antifaschistische Fankultur.

Die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak möchte mit dieser Mahnwache im Oktober auf das Problem des Rassismus in der „weißen Community“ in Süd-Neukölln hinweisen. Einerseits werden beim TSV Rudow im Jugendbereich auch viele Jungs mit Migrationshintergrund fussballerisch ausgebildet. Andererseits wird es von den Offiziellen des Vereins stillschweigend geduldet, dass Neuköllner NPD-Funktionäre gezielt jugendliche Rudow-Fans anwerben. Auf diesen Widerspruch wurde die Vereinsführung des TSV schon mehrmals hingewiesen. Sie ist aber offensichtlich nicht bereit sich ernsthaft mit dieser Thematik auseinanderzusetzen.

Aufgrund des Hergangs und der Umstände des Mordes an Burak – gerade vor dem Hintergrund des NSU-Komplexes – stellen wir die drängende und berechtigte Frage: War Rassismus wieder das Motiv? Der Mord steht damit durchaus im Zusammenhang mit den jahrelangen Aktivitäten von Neonazis und einer tendenziellen rassistischen Grundstimmung in Süd-Neukölln.

In der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012 geschieht ein bis heute unfassbarer Mord im Neuköllner Ortsteil Buckow/Britz. Gegenüber vom Krankenhaus Neukölln in der Rudower Str. steht Burak B. mit Freunden und unterhält sich. Ein unbekannter weißer Mann geht gezielt auf die Gruppe migrantischer Jugendlicher zu und feuert mehrere Schüsse auf sie ab. Der damals 22-jährige Burak wird getroffen und stirbt – die Freunde Alex und Jamal werden schwer verletzt und sind bis heute traumatisiert. Es gab keinen Streit zwischen Opfern und Tätern – alles geschah wortlos.

Parallelen zu den Morden des „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) tun sich auf. Solange nichts gegenteiliges erwiesen ist, gehen wir davon aus das es sich um eine rassistische „Nachahmungstat“ gehandelt hat. Die polizeilichen Ermittlungen sind bisher nicht wirklich erfolgreich – der Mörder ist weiterhin auf freiem Fuß und stellt eine Gefahr dar.

Bis vor anderthalb Jahren wohnte in der Nähe des Tatortes, in der Siedlung Möwenweg/ Goldhähnchenweg, eine junge Frau, die sich zum „Nationalen Sozialismus“ bekennt. Auf ihrem damaligen „Facebook-Profil“ bekundete sie Sympathie für den schrecklichen Mord an Burak B. Sie ist mit den Protagonisten der Neuköllner Neonazi-Szene gut bekannt und befreundet.

An dieser Stelle wollen wir auch auf Anschläge und Übergriffe durch Neonazis und anderen Rassist_innen in Neukölln mit Schwerpunkt in Süd-Neukölln hinweisen. Eine Chronik auf der Website der Autonomen Neuköllner Antifa reicht bis Mitte 1980 zurück. Erwähnt werden müssen insbesondere die Brandanschläge, auf das Kinder- und Jugendzentrum der Falken „Anton Schmaus Haus“ am 26./27. Juni 2011 und am 09.11.2011; Ebenso die Anschläge mit „Molotov-Cocktails auf die Einfamilienhäuser migrantischer Familien am 22. März 2008 und am 19./20. April 2008.

Vor drei Monaten, am 20. Juni 2014, wird in Neukölln die Wohnung eines 56-jährigen Mannes, der der „rechten Szene“ nahe stehen soll, von der Polizei durchsucht. Es wurden scharfe Schusswaffen und dazugehörige Munition sichergestellt. Obwohl das zum Profil des Täters vom Mord an Burak passen könnte, ist die Polizei anderer Meinung und mit Informationen bezüglich der Ermittlungen äußerst sparsam.

Anfang 2012 werden bundesweit von einer „Reichsbewegung-neue Gemeinschaft von Philosophen“ Briefe verschickt. In diesen wird offen gedroht: „wer am Tag X Deutschland noch nicht verlassen habe, werde standrechtlich erschossen“ – als Datum für die Ausreise nannten die „Reichsbürger“ den 1. August. Dieser Brief wurde vor allem an jüdische und muslemische Einrichtungen verschickt. Auch die Neuköllner Şehitlik-Moschee erhielt diesen neunseitigen Drohbrief. Selbst die umstrittene Behörde des Verfassungsschutz befürchtete, dass sich durch diesen „Reichsbürgerbrief“ Einzeltäter „dazu aufgerufen fühlen könnten, aktiv zu werden“.

Wir stellen abschließend fest, dass der Mörder von Burak weiterhin auf freiem Fuß ist und eine Gefahr darstellt – dass die Polizei ihre Ermittlungen in Richtung rassistische oder neo-nazistische Täter offensichtlich nicht weiterführt.

Unsere Initiative wird aber weiter daran arbeiten, das dieser Mord aufgeklärt wird. Mit dem monatlichen Gedenken an Burak werden wir auch weiterhin in der Öffentlichkeit präsent sein und das „Problem Rassismus“ thematisieren.