Archiv der Kategorie: Allgemein

Mahnwache am 5. September 2015

von 11-13 Uhr // Möwenweg /Ecke Laubsängerweg
Nähe Krankenhaus Neukölln // Berlin

Am 5. April 2012 schoss gegenüber des Krankenhaus Neukölln ein Mann wortlos in eine Gruppe von fünf Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Zwei wurden lebensgefährlich verletzt, Burak starb noch am Tatort. Die Jugendlichen beschrieben dies als eine Hinrichtung auf offener Straße, mitten in Neukölln. Der Täter flüchtete danach in Richtung des Möwenwegs, wo wir eine Mahnwache abhalten werden.

Der Mord wird nicht nur von der Familie, im Freundeskreis und in der Nachbarschaft als eine große Bedrohung empfunden: Der Mörder läuft frei herum und kann mit Waffen umgehen. Vom Mörder fehlt bis heute jede Spur. Wir fordern gezielte Ermittlungen in Richtung eines rassistischen Motivs und einer NSU-Nachahmungstat.

In Neukölln-Rudow existiert seit Jahren eine aktive Neonazi-Szene: Bedrohungen, Übergriffe bis hin zu Brandanschlägen gegen alle die nicht in das rassistische Weltbild der Neonazis passen gehören leider zum Alltag. Wir wenden uns gegen diese Versuche der Einschüchterung, denn nach den NSU-Morden haben wir gelernt: Es reicht das Schweigen und die Ignoranz der Mehrheit, während die Minderheit bedroht und angegriffen wird. Diese Strategie darf nicht aufgehen!

PS.
Nachmittags sind wir auf dem Festival gegen Rassismus, Blücherplatz Berlin-Kreuzberg, an einem Stand beteiligt. Wir haben Kaffee und Kuchen in schattiger, entspannter Atmosphäre..

Grußbotschaft zum Gedenken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân am Samstag den 22.08.2015 in Hamburg

Grußbotschaft der Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak zum Gedenken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân – Opfer des rassistischen Brandanschlages am 22. August 1980 auf das damalige Flüchtlingsheim in der Halskestraße in Hamburg:

Wir als Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak begrüßen eure Initiative für ein Gedenken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân. Sich erinnern heißt, wie ihr schreibt „die Opfer aus der Anonymität der Tat zu reißen, ihnen wieder Namen und Gesichter zu geben und ihre Geschichten zu erzählen“.

Für die Burak-Initiative stellt sich die Frage der Erinnerung und des Gedenkens auf seine Weise. Die Familie von Burak, seine Freunde, seine Bekannten und wir die Unterstützenden gedenken Burak und fordern die Aufklärung des Mordes. Mit unserem Gedenken wollen wir die Tat/den Täter aus seiner Anonymität entreißen.

Wir gedenken Nguyen Ngoc Chau und Do Anh Lan und stehen ihren Familien und Freunden, euch den Unterstützerinnen und Unterstützern zur Seite.
Wir sind nicht bereit hinzunehmen, dass der Mord an Burak unaufgeklärt bleibt. Wir werden nicht zum Alltag übergehen, sondern an diesen Mord und an andere rassistische Morde erinnern und ihre Aufklärung fordern.
Heute und auch in Zukunft.

PS.
Außerdem möchten wir auf die Kundgebung vor dem Eastgate in Berlin-Marzahn am 22.08.15, 16 Uhr hinweisen.

5. Juni 2015 Mahnwache für die Aufklärung des Mordes an Burak B.

Freitag 5. Juni 2015 // 15-17 Uhr
Rathaus Neukölln // 12043 Berlin

Vor inzwischen über 3 Jahren wurde Burak B. ermordet und Jamal und Alex lebensgefährlich verletzt. Nach wie vor gibt es keinerlei Ermittlungsergebnisse der Behörden, wir schweigen nicht sondern fragen weiter: „War das Mordmotiv wieder Rassismus“?

Wir laden Euch zu unserer nun wieder monatlich statt findenden Mahnwache diesmal zum Rathaus Neukölln ein.

Solidarität vom Fass – 4. Mai in der Möbel Olfe

für die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak

Montag 04.05.2015 ab 20 Uhr, Möbel Olf, Reichenberger Str. 177, Kotti, Berlin

ca. 21 Uhr: kurze Vorstellung der Initiative, ab 22 Uhr DJs: maarām (female HipHop), von Raben (Krabat DIY) und Euer Felix (alltime favorites)

Die Burak-Ini engagiert sich seit fast drei Jahren für die Aufklärung eines bislang ungelösten Mordfalls, der sich am 5. April 2012 in Süd-Neukölln ereignete. Ein weißer Mann schoss damals in eine Gruppe von fünf Jugendlichen, alle mit Migrationshintergrund. Zwei wurden lebensgefährlich verletzt, Burak starb noch am Tatort. Vom Mörder fehlt bis heute jede Spur. Wir fordern gezielte Ermittlungen in Richtung eines rassistischen Motivs und einer NSU-Nachahmungstat. Mit mehreren Gedenk-Demos und Mahnwachen, Diskussions-Veranstaltungen, Pressearbeit und der Errichtung eines Gedenkorts versuchen wir die Erinnerung an Burak und die öffentliche Aufmerksamkeit für den Fall wachzuhalten.
Unsere Initiative versteht sich als eine Plattform – in der sowohl Familie und Freundeskreis von Burak, antirassistische Gruppen, politische Künstler_innen, Aktivistinnen und Aktivisten aus verschiedenen Kollektiven und Zusammenhängen in Neukölln, Leute aus der Nachbarschaft, der Opferberatung und der Recherche zu Neonazis – gemeinsam an einen Tisch kommen um aktiv zu werden.
Wir rufen euch zur Solidarität mit der Familie, sowie mit den Freundinnen und Freunden von Burak auf – und das bedeutet an diesem Abend, vorbeizukommen und ordentlich Geld in unsere Kassen zu spülen! Dafür bieten wir gute Musik und kalte Getränke.

Muzaffer Türkoglu ist am 19.04.2015 gestorben.

Muzaffer Türkoglu, Opfer des rassistischen Bombenanschlags in der Kölner Keupstraße im Juni 2004 ist am vergangenen Sonntag gestorben und wurde heute vor der Neuköllner Sehitlik Moschee betrauert. Als „Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak“ sprechen wir seiner Familie und den Angehörigen unser Beileid aus.

Muzaffer war Berliner, zum Zeitpunkt des Bombenanschlags nur zu Besuch in Köln – er wollte seinem in der Türkei lebenden Bruder die Stadt zeigen.

Wie so viele andere wurde er vom Opfer zum Verdächtigen. Die Ermittlungen der Polizei gegen ihn setzten sofort nach dem Anschlag ein und zogen sich über Jahre bis zur Aufdeckung des NSU Ende 2011. Dieser „Anschlag nach dem Anschlag“ setzte Muzaffers psychisch und physisch stark zu.

Als am 20. Januar 2015 im NSU Prozess in München die Zeugenaussagen der Opfer aus der Keupstr. begannen, begleiteten Mitglieder unserer Initiative und andere Antirassist_innen Muzaffer im Reisebus nach München. Trotz Krankheit und hohen Alters war Muzaffer entschlossen den Angeklagten vor Gericht entgegenzutreten und auszusagen. Unermütlich stand er den ganzen Tag mit uns in der Kälte, gab Fernsehinterviews und demonstrierte vor dem Gericht für eine Aufklärung des NSU-Komplexes. Ein Schwächeanfall hinderte ihn am nächsten Tag an der Aussage.

Muzaffer ist gestorben ohne die Genugtuung, dass die rassistischen Täter des Keupstraßenanschlags verurteilt worden wären. Ohnehin waren seine Erwartungen vor allem anderen direkt an den Staat gerichtet. Vergeblich erwartete er, dass Mitglieder der Regierung die Verantwortung für die Beteiligung der Institutionen am NSU-Komplex übernehmen würden und sich dafür bei den Opfern entschuldigten.

Im Gedenken an Muzaffer Türkoglu und all den anderen Opfern des NSU fordern wir eine rückhaltlose Aufdeckung des NSU-Komplex – vor allem auch der staatlichen Verstrickung darin.

Muzaffer lebt weiter in unseren Erinnerungen und Kämpfen.

17.04.2015 Forum: „Gegen das Schweigen – Drei Jahre nach dem Mord an Burak und die Konsequenzen aus dem NSU“

Freitag, 17.04. – 18 Uhr im Jockel Biergarten, Ratiborstr. 14c, 10999 Berlin

Nur fünf Monate nach der Selbstenttarnung des NSU und seiner Täterschaft an neun rassistischen Morden schießt im Berliner Stadtteil Neukölln ein weißer Mann wortlos in eine Gruppe von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Alex und Jamal werden lebensgefährlich verletzt und Burak stirbt noch am Tatort an seinen Verletzungen. Der nahe liegenden Annahme, dass es sich um ein rassistisches Motiv gehandelt haben könnte, wird von der Polizei entgegnet, dass es dafür „keinerlei Anhaltspunkte“ gäbe. Es werde „in alle Richtungen“ ermittelt. Ein Mantra, das sich bis heute wiederholt. Denn es gibt immer noch keine Spur zum Mörder.
Das leichtfertige Hinnehmen von Erklärungen der Ermittlungsbehörden im Fall der NSU-Morde …muss uns eine Lehre sein. Das daraus resultierte Schweigen und die Ignoranz gegenüber den Angehörigen der Opfer darf sich nicht wiederholen. Das waren die Gedanken, mit denen wir die Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak gründeten. Seit nunmehr fast drei Jahren fordern wir gemeinsam mit den Angehörigen gezielte Ermittlungen in Richtung eines rassistischen Motivs. Getan hat sich wenig.

In einem offenen Forum wollen wir mit geladenen Gästen und dem Publikum kritisch die Fragen diskutieren, die uns seit Beginn unserer Arbeit immer wieder umtreiben:
Was ist das Ziel unserer Arbeit? Wann können wir von Erfolg sprechen? Wären es eher konkrete Veränderungen – wie Ermittlungsergebnisse oder gar Veränderungen innerhalb des Polizeiapparates? Oder sind es vielmehr abstrakte Ziele – eine kritische Öffentlichkeit oder Solidarität mit den Angehörigen? Aber wie machen wir Öffentlichkeitsarbeit, wenn wir keine neuen Nachrichten haben? Warum ist das Interesse an diesem unaufgeklärten Mord auch nach dem NSU-Ermittlungsdesaster in linken, kritischen Zusammenhängen und selbst bei Migrant_innenorganisationen so gering?
Können wir mit öffentlichem Druck überhaupt Einfluss nehmen auf Ermittlungsbehörden? Welche Erfahrung haben Überlebende und Angehörige von Opfern rassistischer Gewalt mit Polizei und Öffentlichkeit gemacht? Was können wir daraus lernen? Und nicht zuletzt: Wie sieht die Zusammenarbeit mit Opfern und Angehörigen aus? Wie muss Solidarität gestaltet sein, damit sie praktisch werden kann?

Gäste: Mehmet Daimagüler und Ogün Parlayan (Anwälte der Familie Bektaş und NSU-Nebenklagevertreter), Mouctar Bah (Initiative in Gedenken an Oury Jalloh), Ayşe Güleç (Initiative 6. April, Kassel), Ibrahim Arslan (Überlebender des rassistischen Brandanschlags in Mölln 1992 und Aktivist, Hamburg), Canan Bayram (Abgeordnete der Grünen im Abgeordnetenhaus Berlin)

Unsere Veranstaltung wird von der gefördert

Vorschau, Termin der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B. :
Mo. 04.05.2015 abends „Soli vom Faß“ im Möbel Olf (Reichenberger Str. 177, Kreuzberg)
Fr. 05.06.2015 nächste Kundgebung für die Aufklärung des Mordes an Burak B.

Brief an die Freunde eines syrisch-kurdischen Studenten in Leipzig, der angeschossen wurde und auf der Intensivstation liegt.

Die Union kurdischer Studierender in Syrien und Deutschland (UKSSD) hat in einer Pressemitteilung vom 12.04.2015 darüber informiert: Als ihr Freund abends in Leipzig eine Straße entlang ging, kamen ihm 3 weiße Menschen entgegen. Einer zog wortlos eine Pistole aus der Jackentasche und schoß aus 2 Meter Entfernung auf ihn. Die Metalkugel blieb in seinem Hals stecken. – Wir sind von der wortlosen Tat entsetzt und haben heute einen kurzen Solidaritätsbrief nach Leipzig geschickt:

Liebe Leute,

mit Bestürzung und Wut haben wir von dem Angriff auf euren syrischen Freund gehört. Wir möchten ihm auf diesem Wege alles Gute wünschen und ihm und euch unsere Solidarität ausdrücken. Wir unterstützen eure Forderung, verstärkt Rassismus als möglichem Tatmotiv bei den Ermittlungen nachzugehen.

Als „Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B.“ fordern wir seit etwa drei Jahren genau dies in einem immer noch ungeklärten Mordfall in Berlin-Neukölln. Nur sechs Monate nach Bekanntwerden des NSU schoss in der Nacht zum 5. April 2012 ein nach Zeugenaussage weißer Täter ohne Vorwarnung in eine Gruppe von fünf Freunden. Alle haben selbst einen oder kommen aus Familien mit sogenanntem Migrationshintergrund. Burak starb noch am Tatort, Alex und Jamal überlebten schwer verletzt. Der Täter verschwand spurlos und ist noch heute immer nicht gefasst.

Wir stehen in engem Austausch mit Buraks Familie. Auch wir fordern beständig die Polizei auf, verstärkt der Frage nachzugehen „Ist Rassismus wieder das Motiv?“ und in Richtung einer möglichen NSU-Nachahmetat zu ermitteln.

Hier findet ihr weitere Informationen über unsere Initiative:
https://burak.site36.net

Wir wünschen eurem Freund und euch viel Kraft und hoffen, dass der/die Täter schnell gefasst werden.

Viele Grüße,
Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B.

Warum ziehen wir ein rassistisches Motiv in Betracht?

Redebeitrag der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B. bei der Kundgebung zum 3. Jahrestag des Mordes an Burak: Die Angst bleibt!

Seit dem Bestehen der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak fordern wir gezielte Ermittlungen in Richtung eines rassistischen Motivs. Wir denken, dass es mehrere Anhaltspunkte gibt, die das rechtfertigen. Wir wollen uns diese hier und heute nochmal ins Gedächtnis rufen:

1) Die Tatkonstellation

Ein weißer Mann schießt in eine Gruppe Jugendlicher, die von der deutschen Mehrheitsgesellschaft als „migrantische Jugendliche“ wahrgenommen werden. Die Ermittlungsbehörden kommen zu dem Schluss, dass keine persönliche Beziehung zwischen Opfer und Täter vorlag. Es gab keinen Wortwechsel, keinen Streit, keine Auseinandersetzung. Burak wurde nicht gezielt erschossen, sondern der Täter schoss wahllos in die Gruppe Jugendlicher, die sich zum Teil gerade erst kennengelernt hatten.
In einer Gesellschaft wie der deutschen, die zutiefst rassistisch geprägt ist, in der jährlich hunderte Gewalttaten gegen vermeintliche Migrantinnen und Migranten, sowie Geflüchtete stattfinden, liegt unseres Erachtens ein rassistisches Motiv sehr nahe. Wesentlich näher als die These eines „verwirrten Einzeltäters“, der die Polizei in alle Richtungen ermitteln lässt.

2) Der Tathergang

Der Täter schießt wortlos und kaltblütig auf Burak und seine Freunde. Die Überlebenden beschreiben die Situation als eine Hinrichtung auf offener Straße. Dieses Vorgehen erinnert uns stark an neonazistische Terrorkonzepte. Darin werden rassistische Mordanschläge propagiert, die von bewaffneten Einzelkämpfern ohne Bekennerschreiben ausgeführt werden sollen. Durch die „Propaganda der Tat“ sollen diese für sich selbst sprechen und die Täter vor Strafverfolgung schützen. Es sind kaltblütig berechnete Morde eines rassistischen Terrors, dessen Dimensionen in Deutschland erst durch das Auffliegen des NSU ansatzweise deutlich werden.

Die Parallelen zu den Morden des NSU sind offensichtlich: Bis zum Auffliegen dieses Terrornetzwerks erschienen die Taten für die deutsche Mehrheitsgesellschaft mysteriös. Wie in Buraks Fall war eine Kaltblütigkeit zu beobachten. Die Opfer wurden praktisch hingerichtet, ohne dass es vorher eine Kommunikation zwischen Opfer und Täter gab.

3) Die Wirkung des Mordes

Rassistische Morde zielen in ihrer Wirkung vor allem in zwei Richtungen: Zum Einen Einschüchterung von migrantischen/ nicht-weißen Communities und zum Anderen Bestärkung einer neonazistischen Szene bzw. einer rassistischen Stimmung in der Gesellschaft. Dies können wir bei den Morden des NSU beobachten, die sowohl von den Betroffenen als auch innerhalb einer Neonazi-Szene als das verstanden wurden, was sie waren: kaltblütige rassistische Morde.

Die Erschießung Buraks wird nicht nur von der Familie, dem Freundeskreis und in der Nachbarschaft als eine große Bedrohung empfunden, sondern schafft eine breite Verunsicherung in von Rassismus betroffenen Communities. Der Mord wird als rassistischer Angriff erlebt, als eine rassistische Hinrichtung auf offener Straße. Gleichzeitig wird die Erschießung Buraks in der Neonazi-Szene begrüßt und auch dort als möglicher rassistischer Mordanschlag gelesen und verstanden.

4) Der Tatzeitpunkt

Es ist bekannt, dass sich rassistische Angriffe gerade an Daten häufen, die einen Bezug zur neonazistischen Bewegung und deren Geschichte haben. An solch einem Datum geschah auch der Mord an Burak: Auf den Tag genau zwanzig Jahre zuvor kam der Neonazi-Kader Gerhard Kaindl bei einer Auseinandersetzung mit Antifaschist_innen in Neukölln ums Leben. Kaindl gilt seitdem als Märtyrer in der Neonazi-Szene. Zum 04.04.2012 erschien ein längerer Artikel zu Kaindl in der Deutschen Stimme und bei der NPD Berlin der Artikel „Kaindl-Mord – 20 Jahre ungesühnt“, der auf vielen Homepages der militanten Kameradschaftsszene deutschlandweit übernommen wurde. Bereits zum 19. Todestag veröffentlichte die „Neue Ordnung“ einen Racheaufruf.

Wenige Tage vor dem Mord an Burak wurde der ehemalige Söldner Jörg Lange, ein rechtsextremer Kader dieser „Neuen Ordnung“ tot aufgefunden. Bei ihm wurde Munition gefunden, die keiner der beschlagnahmten Waffen zugeordnet werden konnte. Wegen „Bildung einer bewaffneten Gruppe“ wird gegen Neonazis aus dessen Umfeld ermittelt. Einen Zusammenhang zum Mord an Burak haben die Ermittlungsbehörden jedoch trotz unserer Hinweise bisher nicht geprüft.

5) Der Vorabend

Wir wissen, dass am Vorabend des Mordes an Burak mehrere bekannte Neonazis in Südneukölln unterwegs waren. In Gropiusstadt – wenige Straßen von der Mordstelle entfernt – fand an diesem Abend eine antifaschistische Diskussionsveranstaltung statt. Neonazis wurden dabei beobachtet wie sie die Gegend auskundschafteten. Mit dabei war der Neonazi-Aktivist Mike S. aus Johannisthal. Seine langjährige Freundin und Neonazi-Aktivistin Mandy P. wohnte zum Mordzeitpunkt in unmittelbarer Nähe des Tatortes. Sie veröffentlichte auf ihrem Facebook-Profil ein Post, dass sie hoffe, dass den Ermittlungsbehörden keine Hinweise zum Täter geliefert werden.
Eine Strafanzeige unserer Initiative wurde eingestellt und in diese Richtung nicht weiter ermittelt.

6) Der Tatort

In der Umgebung sind regelmäßig Neonazis aktiv, Migrantinnen und Migranten werden beleidigt und bedroht. Es kommt immer wieder zu Anschlägen und Übergriffen durch Neonazis und anderen Rassist_innen. Erwähnt werden müssen in diesem Zusammenhang insbesondere die Brandanschläge auf das Kinder- und Jugendzentrum „Anton Schmaus Haus“ im Juni und November 2011 und die Anschläge mit Molotov-Cocktails auf die Einfamilienhäuser migrantischer Familien im März und April 2008.
Im Juni letzten Jahres wurde bei der Durchsuchung einer Wohnung eines 56-jährigen Mannes, der der „rechten Szene“ nahe stehen soll, scharfe Schusswaffen und dazugehörige Munition sichergestellt. Dies verdeutlicht das Bedrohungspotential, welches von Neonazis hier in der Umgebung ausgeht.

Die genannten Punkte und das Wissen um die weiter und weiter fortführbare Liste von Gewalt durch Neonazis, die vor Mord nicht zurückschrecken, schaffen ein Szenario in dem wir den Mordanschlag auf Burak und seine Freunde als Bedrohnung für alle begreifen, die nicht in das rassistische Weltbild der Neonazis passen.

Deshalb fordern wir gezielte und bundesweite Ermittlungen in Richtung eines rassistischen Mordanschlags!

Pressemitteilung des TBB und Presseartikel

„Der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) fordert gezielte Ermittlungen im Mordfall Burak Bektaş. Haben wir nach den NSU-Morden immer noch nichts dazugelernt? Am 5. April 2012 wurde Burak Bektaş auf offener Straße von einem Unbekannten kaltblütig ermordet, seine Freunde Alex und …“ zur Pressemitteilung des TBB vom 31.03.2015
Wir freuen uns, dass der TBB von den Ermittlern dasselbe fordert wie wir: Ermittlungen in Richtung eines rassistischen Motives bzw. NSU-Nachahmungstäter, respektvoller Umgang mit den Angehörigen von Burak und transparente Ermittlungen.

dpa informiert am 03.04.2015 über unsere Kundgebung zum 3. Jahrestag des Mordes an Burak in Neukölln-Süd, Rudower Str. 51 am 5. April um 14 Uhr – die Welt, focus und berlin online.

Am 4. April 2015 ist ein längerer, ausführlicher Artikel in der Morgenpost und ein Artikel in der taz.

Kundgebung zum 3. Jahrestag des Mordes an Burak: Die Angst bleibt!

Aufruf zum Gedenken am Sonntag, 5. April um 14 Uhr an der Todesstelle / Forderungen nach Ermittlungen in Richtung rassistisches Motiv und NSU-Nachahmungstat

Zum dritten Jahrestag des Mordes an Burak ruft die Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak zu einer Gedenk-Kundgebung an der Todesstelle auf.
Neben dem Gedenken an Burak soll der Forderung der Familie und der Initiative nach gezielten Ermittlungen in Richtung eines rassistischen Motivs und einer NSU-Nachahmungstat Nachdruck verliehen werden.

„Als hätte es die Mord-Serie des NSU nie gegeben, werden Parallelen ignoriert. Wie bei den NSU-Morden fehlt der Polizei auch hier ein erkennbares Motiv, obwohl die überlebenden Jugendlichen berichteten, der Mord erinnere sie an eine gezielte Hinrichtung”, so die Initiative.

Ein halbes Jahr nach dem Auffliegen des NSU wurde Burak Bektaş am 5. April 2012 in Berlin-Neukölln von einem bis heute unbekannten Täter erschossen. Zwei weitere Jugendliche wurden durch Schüsse lebensgefährlich verletzt. Der nach Zeugenaussagen weiße Täter führte den Mordanschlag wortlos und kaltblütig aus. Den Ermittlungsbehörden fehlt jedes Motiv, wir dagegen sehen deutliche Parallelen zu den Morden des NSU und schließen eine spontane Nachahmungstat nicht aus.

Auch der Mordanschlag auf die Jugendlichen in Neukölln könnte dem Vorgehen nach den Beschreibungen von Anschlägen aus neonazistischen Terrorkonzepten wie den “Turner Tagebüchern”, „Eine Bewegung in Waffen“ oder dem „White Resistance Manual“ aus dem “Blood and Honour”-Netzwerk entsprechen. Dass die Erschießung von Burak Bektaş in der Neonazi-Szene begrüßt und als möglicher rassistischer Mordanschlag gelesen und verstanden wird, belegt etwa die im Internet veröffentlichte Sympathiebekundung einer jungen Frau, die sich auf ihrem Facebook-Profil zum “Nationalen Sozialismus” bekennt, mit den Protagonisten der Neuköllner Neonazi-Szene gut bekannt und befreundet ist und zum Mordzeitpunkt in der unmittelbaren Nähe des Tatort gewohnt hatte.
Darüberhinaus verdeutlichen 240 polizeilich registrierte Straftaten mit positiver NSU-Bezugnahme bundesweit, dass Nachahmungstaten in der Neonazi-Szene propagiert werden und als mögliches Motiv in Betracht kommen.

Wir sind heute, fast drei Jahre nach dem Mord, ziemlich sicher, dass von den Ermittlungsbehörden keine Aufklärung zu erwarten ist. Dennoch wollen wir Antworten auf unsere Fragen, Antworten die uns die deutschen Behörden und Politik nicht geben – soviel ist uns nach den Vorgängen um den NSU klargeworden. Nur durch politischen Druck werden wir Antworten bekommen. Deshalb werden wir nicht Ruhe geben, bis wir wissen, wer Burak getötet und Jamal und Alex so schwer verletzt hat!

Termine in Berlin zum dritten Jahrestag des Mordes an Burak:
– Sonntag. 5. April 2015, 14 Uhr: Kundgebung „Die Angst bleibt. Findet den Mörder!“ zum 3. Jahrestag des Mordes an Burak in Neukölln (Rudower Str. 51, gegenüber dem Krankenhaus Neukölln)
– Freitag, 17. April 2015, 18 Uhr: Forums-Veranstaltung „Gegen das Schweigen. 3 Jahre nach dem Mord an Burak und die Konsequenzen aus dem NSU“ im Jockel Biergarten (Ratiborstr. 14c, Kreuzberg)