Die Künstlerin Zeynep Delibalta und die Skulptur des Gedenkort – Einweihung 8.4.2018

Gehalten am 8. April 2018 bei der Demonstration „Burak unvergessen – Aufklären und Gedenken“ und der anschließenden Einweihung der Skulptur „Algorithmus für Burak und ähnliche Fälle“

Redebeitrag der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş:

Liebe Freundinnen und Freunde,

Der unaufgeklärte Mord an Burak Bektaş, zwei seiner Freunde überleben schwer verletzt, – die Frage nach dem Motiv Rassismus – Ein Täter der noch frei rumläuft, … Das ließ auch die Künstlerin Zeynep Delibalta nicht los.
Daher nahm sie den Auftrag der Burak-Initiative und den Wunsch der Familie Bektaş dankend an, eine Skulptur für den Gedenkort für Burak Bektaş zu gestalten..

Zeynep Delibalta hat das Modell der Skulptur im September 2017 fertiggestellt. Das war die letzte künstlerische Arbeit, die sie in ihre Hände nahm. Unsere Zusammenarbeit mit Zeynep dauerte über 5 Jahre. Ende Juni hatte sie uns über ihre gesundheitliche Verfassung informiert. Am 19. Dezember verstarb sie im Hospiz. Drei Tage später ging Zeynep auf ihre letzte Reise nach Zonguldak zum Kreis ihrer Familie.

Zeynep Delibalta wollte Leid und Schmerz, die eine Mutter in so einem Fall empfinden würde und die sie nur annähernd erahnen konnte, zum Ausdruck bringen. Sie wollte die Wut und die Ohnmacht, die Sinnlosigkeit einer solchen Tat und die quälende Ungewissheit in der Skulptur wirken lassen. Es ist ein Zeichen, das über den Mord an Burak hinaus an rassistische Morde und unaufgeklärte Fälle erinnern soll. Ihre Gefühle spiegeln sich nun in dieser Skulptur. Sie nannte die zwei Meter hohe, spiralförmige, unübersehbare Skulptur „Algorithmus für Burak und ähnliche Fälle!“

Deren Merkmale sind die universale Form der Spirale und die Zahl 7, der in den verschiedensten Kulturen, Religionen und den Naturwissenschaften eine besondere Bedeutung zukommt.

Der Titel – Algorithmus – spielt darauf an, dass nach neuen Lösungsverfahren – Algorithmen – gesucht werden muss, um Fälle wie den Mord an Burak aufklären zu können.

Zeynep Delibalta hat der Arbeit an der Skulptur, trotz ihres gesundheitlichen Zustands, Vorrang vor allem anderen gegeben und sie im September fertig gestellt, sodass wir sie hier und heute einweihen können.

Zeynep stammte aus Rize in der Türkei und kam, um ihre künstlerischen Träume zu verwirklichen, 1970 nach Berlin. Sie war Lazin, Künstlerin, eine Migrantin. Vielseitig. Eine Antirassistin, eine Aktivistin und Teil unserer Initiative. Sie beschrieb sich selbst eine, die „Sıra Dışı“ war: „Eine, die immer aus der Reihe tanzte.“

Die Skulptur, die sie für den Gedenkort Burak Bektaş erschaffen hat, steht auch für ihre Liebe zu Berlin, wo sie 47 Jahre lebte, dem Berlin mit seinen Eigenarten, vielfarbig, liebenswürdig und anziehend.

Wir möchten mit einem Zitat von Zeynep schließen:

„Menschen brauchen Orte wie diese, um sich miteinander zu treffen, sich kennenzulernen, sich auszutauschen, um ihre Ängste, Ohnmacht und Wut und Verletzungen und Schmerzen zu verarbeiten und abzubauen. Nur dadurch kann man die Liebe zurück zu sich und zur Natur wiedererlangen, um der Sinnlosigkeit des Hasses bewusst zu werden.“