


Redebeitrag der Burak Initiative

Hallo liebe Antifaschisti*nnen,
wir sind heute hier, weil der faschistische Mord an Silvio Meier nicht vergessen werden darf.
Wir sind hier, weil faschistische Angriffe nicht vergessen werden dürfen.
Freundinnen und Freunde von Silvio wurden schwer verletzt – und Silvio wurde nur wenige Meter von hier ermordet.
Die Polizei griff damals nicht ein.
Die Täter wurden nur wegen „Körperverletzung mit Todesfolge“ verurteilt – das Gericht sprach von „jugendtypischen Verfehlungen“.
Das war und ist ein Skandal!
Seit der Wiedervereinigung sind rassistische, antisemitische, rechte und faschistische Morde, Brandstiftungen und Angriffe bittere Realität in Deutschland:
Mölln, Hoyerswerda, Lübeck, Hamburg, NSU, Hanau, Halle, München – die Liste ist lang.
Die Morde des NSU, der Tod von Oury Jalloh und viele andere Fälle zeigen:
Rassistische Morde sind in Deutschland institutionell verankert.
Denn Polizei, Justiz, Verfassungsschutz und Politik versagen immer wieder – oder schauen weg.
Seit 1990 zählt die Zivilgesellschaft mindestens 239 Todesopfer rechter Gewalt.
Offiziell anerkannt sind nur 117.
Die Zahl rechter Straftaten steigt, aber der Staat verharmlost und leugnet.
In Berlin befasst sich endlich ein Untersuchungsausschuss mit dem sogenannten Neukölln-Komplex – den Brandanschlägen und Angriffen auf antifaschistisch Engagierte und den Morden an Burak Bektaş und Luke Holland.
Doch was kam heraus?
Von Anfang an wurde in Buraks Fall nicht in Richtung eines rassistischen Motivs ermittelt.
Die Ermittlungen wurden verschleppt, Akten wurden zurückgehalten, Verantwortliche wurden sogar befördert.
Die Staatsanwaltschaft sprach beim Mord an Burak vom „perfekten Mord“.
Das ist keine Erklärung – das ist Kapitulation!
Und obwohl der Mörder von Luke Holland ein Nazi war, wurde er ohne Motiv verurteilt.
Das zeigt:
Behörden, Politik und Justiz wollen nicht aufklären.
Würden sie denselben Eifer, mit dem sie institutionellen Rassismus leugnen, in die Aufklärung rassistischer Morde stecken – vieles wäre längst aufgeklärt.
Darum sagen wir:
Das Versagen der Behörden ist kein Zufall – es ist strukturell.
Und solange es keine Konsequenzen gibt, wird es weitergehen.
Aber: Wir lassen nicht locker.
Mit eurer solidarischen Unterstützung, mit unserer Geduld und Entschlossenheit werden wir weiterkämpfen – für Aufklärung, Gerechtigkeit und Erinnerung.
Denn eins ist sicher:
Die Erwartungen der Mörder wurden enttäuscht.
An der Stelle, an der Burak ermordet wurde, steht heute die Skulptur „Algorithmus für Burak und ähnliche Fälle“.
Ein Zeichen des Widerstands und der Erinnerung.
Und hier gibt es heute eine Silvio Meier Straße.
Darum rufen wir gemeinsam:
Nicht vergessen!
Nicht vergeben!
No pasarán!