Archiv für den Monat: April 2023

Heute wäre Luke Holland 39. Jahre alt geworden

Luke Holland ist am 04.04.1984 in Manchester geboren und war zum Zeitpunkt seiner Ermordung 31 Jahre alt. Nach seinem Jurastudium lebte er zunächst in Oxford und kam dann nach einem Japan-Aufenthalt nach Berlin. Hier galt seine Haupttätigkeit der juristischen Beratung junger Start-ups. Am 20.09.2015 wurde Luke Holland in der Ringbahnstraße in Berlin-Neukölln von dem Nazi Rolf Zielezinski ermordet.
Wir haben Phil Holland, Luke´s Vater, der in Manchaster lebt, angeschrieben und Danken ihn für seine Grußworte:

My life is so empty since Luke’s murder, it has been over 7 years, but still feels like yesterday. The loss of Rita only made it harder, because now I can’t help but think of them both as I try to sleep and again as soon as I awaken. My only aim is to stay alive longer than Rolf Zielezinski, who killed my family, and see him convicted for the murder of Burak Bektas Again, thank you for remembering Luke and I wish good fortune to The Burak Initiative in their search for Justice.
Kind Regards
Phil Holland

Deutsch Übersetzung:

Alles was ich sagen kann ist, mein Leben ist so leer seit Luke’s Ermordung. Das ist mehr als 7 Jahre her, aber es fühlt sich immer noch so an wie gestern. Der Verlust von Rita hat es noch schwerer gemacht, weil ich nun nicht anders kann als immer an sie beide zu denken, sowohl wenn ich versuche einzuschlafen und wieder, sobald ich aufwache. Mein einziges Ziel ist, länger zu leben als Rolf Zielezinski, der meine Familie getötet hat, und ihn für den Mord an Burak Bektaş verurteilt zu sehen.
Danke, dass ihr Luke gedenkt. Ich wünsche der Burak Initiative viel Erfolg bei ihrer Suche nach Gerechtigkeit.
Beste Grüße
Phil Holland

Wir waren auch dieses Jahr an Luke Hollands Todesstelle Ringbahnstraße Ecke Walterstraße in Berlin-Neukölln, nahe der S/U Neukölln.

5. April 2023 – 11. Todestag von Burak Bektaş – Kommt zur Kundgebung um 17 Uhr

In Gedenken Burak Bektaş – Aufruf zur Kundgebung am 11. Jahrestag seiner Ermordung

Mittwoch den 5. April 2023 / 17.00 Uhr / Gedenkort für Burak Bektaş – Rudower Straße / Möwenweg / Berlin-Neukölln (Süd)

Burak Bektaş wurde am 5. April 2012, im Alter von 22 Jahren in Berlin Neukölln auf offener Straße ermordet. Der Mord an Burak Bektaş und der vierfache Mordversuch an seinen Freunden, sind nach wie vor nicht aufgeklärt. Zwei seiner Freunde überlebten diesen Anschlag schwerverletzt. Der Mord ereignete sich nur wenige Monate nach dem Auffliegen des NSU-Komplex. Der Tathergang deutet auf ein rassistisches Mordmotiv. Ein weißer Mann kam, schoss auf eine Gruppe von Jugendlichen mit Migrationsgeschichte und verschwand. Die Ermittlungsbehörden konnten bereits zu Beginn der Ermittlungen alle möglichen Mordmotive ausschließen, bis auf eins: Rassismus. Auch eine NSU-Nachahmetat ist naheliegend.

Seit 11 Jahren gibt es noch immer keine Aufklärung, keine Gewissheit.
Die Familie und Freund*innen und Unterstützer*innen kämpfen seit 11 Jahren für Aufklärung, Gerechtigkeit und Konsequenzen. Wir Fragen: Was machen Staat und Behörden seit 11 Jahren? Noch immer läuft ein Mörder frei herum. Solange uns das Gegenteil nicht bewiesen wird, gehen wir von Rassismus als Tatmotiv aus. Seit 2022 behauptet die Staatsanwaltschaft, sie habe alle Ermittlungsansätze nochmals überprüft und dabei nur “dünne Spuren“, „einige Lücken“, „fehlende Beweise“ und ein „Nazi-Verdacht“ gefunden. Mit uns wird es keinen Schlussstrich für die Ermittlungsbehörden bei einem unaufgeklärten Mord und 4-fachen Mordversuch geben.

Seit dem Sommer 2022 gibt es einen von Betroffenen erkämpften Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) in Berlin, der “Ermittlungsvorgehen im Zusammenhang mit der Aufklärung der im Zeitraum von 2009 bis 2021 erfolgten rechtsextremistischen Straftatenserie im Bezirk Neukölln” untersuchen soll. Ob dieser Antworten auf 11 Jahre Ungewissheit bringen wird, wird sich noch zeigen. Der Mord an Burak Bektaş und Luke Holland wurden dort bisher noch nicht behandelt. Diese Akten sind zumindest beim Untersuchungsausschuss angekommen. Wie der PUA seine Arbeit nach den Wahlen fortsetzen wird, werden wir kritisch beobachten. Die bekannt gewordenen rassistischen Morde seit den 1980er und 1990er Jahren zeigen systematische Bagatellisierung, Vertuschung und Decken der Nazigewalt durch die Ermittlungsbehörden. Daher fordern wir:

Der Mord an Burak Bektaş muss durch unabhängige Ermittlungen neu aufgerollt werden!

Kundgebung & Prozessbegleitung: Solidarität mit Dilan!

Kommt zum Prozess gegen die rechten Täter, die Dilan angegriffen haben!

Mo. 3. April 2023 / 8:30 Uhr – Kundgebung / 9:30 Uhr – Prozessbeginn
Amtsgericht Tiergarten / Turmstraße 91 / 10559 Berlin

Am 05.02.2022 wurde die damals 17-jährige Dilan von drei Männern und drei Frauen in der Straßenbahnlinie M4 rassistisch angepöbelt. Als sie die Bahn an der Haltestelle Greifswalder Straße verließ wurde sie von Personen aus der Gruppe angegriffen. Anstatt einzugreifen, wenn zum Teil über 50-jährige eine Jugendliche zusammenschlagen, schauten die umstehenden Passant*innen einfach nur weg.

Die Reaktion auf den Angriff und die dreisten Lügen der TäterInnen über die Ursache des Streites, die die Polizei in ihrer Pressemitteilung sogar noch übernahm, sorgten für eine breite Welle der Solidarisierung im Netz, in der Medienberichterstattung und auf der Straße.

Die TäterInnen behaupteten, Dilan hätte keine Maske getragen, weswegen es zu einem Konflikt gekommen sei. Die Wahrheit ist eher die, dass es sich bei den AngreiferInnen um eine Clique von Faschos und rechtsoffenen Personen handelt, die in der lokalen Kneipenszene rund um die Greifswalder Straße verankert ist. Rassismus und eine Ignoranz gegenüber den Alltagsregeln zur Pandemieeindämmung gehen bei diesen Leuten Hand in Hand.

So weigerte sich bsp. eine der HauptangreiferInnen Jenny G., im November 2021 die Hygieneregeln einer Kneipe in der Greifswalder Straße einzuhalten. Der Tresenkraft wurde von ihr im Zuge dessen ins Gesicht geschlagen und Gäste des Lokals, wurden aus der Gruppe mit der Jenny G. unterwegs war, rassistisch beleidigt. Auch weitere Mitangeklagte, wie zum Beispiel Jenny G.’s Partner Heiko S. und deren Kumpel Rene H, sind als Kieznazis im Prenzlauer Berg wohl bekannt. Beschrieben werden sie als überheblich, aggressiv, selbstüberschätzend und respektlos.

Und genau so traten sie auch am ersten Prozesstag auf. Sowohl die Mutter von Dilan, als auch ihr Anwalt wurden von den TäterInnen offen angefeindet und Dilan wurde aus der TäterInnengruppe heraus per Handykamera abfotografiert. Ein ganz klarer Versuch von Machtdemonstration.

Dem gegenüber standen allerdings auch rund 40 Menschen, die in Solidarität mit Dilan gekommen waren und somit auch den Spielraum der Rechten merklich eingrenzten. Wir rufen darum auch am 3. April erneut zur solidarischen Prozessbegleitung auf!

Dilan, auch wenn viel in der Welt seit dem passiert ist, wir haben nicht vergessen was dir vor einem Jahr am 5. Februar passiert ist. Wir sind an deiner Seite!

Schaut nicht weg!
Greift ein!

[ übernommen von „Initiative Schaut nicht weg!“ ]