Archiv für den Monat: April 2022

In Gedenken Burak Bektaş – Einladung zur Filmvorführung am 5.4.2022 um 20.00 Uhr im Rollberg-Kino und anschließend Offenes Gespräch

In Gedenken Burak Bektaş
Wir laden herzlich ein zum „Offenen Gespräch“ nach der Filmvorführung am 5.4.2022 um 20.00 Uhr im Rollberg-Kino
Zusammenkommen beim Filmabend anlässlich des 10.Jahrestages der Ermordung von Burak Bektaş
PM ZDFinfo Rechter Terror in Neukölln – Über den Fall Burak Bektaş

„Die ZDF info-Dokumentation rekonstruiert den Fall und nimmt die Zuschauer mit an die Schauplätze der Tat. Autorin und Regisseurin Carla Röthig ist es unter anderem gelungen, vor der Kamera mit den Freunden von Burak Bektaş zu sprechen, die in der Tatnacht mit ihm unterwegs waren und teilweise selbst lebensgefährlich verletzt wurden. Welche Erinnerungen haben sie an die Tatnacht? Die Autorin hat zudem mit der Familie und mit deren Anwalt Mehmet Daimagüler gesprochen, einem der Vertreter der Nebenklage im NSU-Prozess. Einblick in die Ermittlungsarbeit zum Mord an Burak Bektaş geben Alexander Huebner, Kriminalhauptkommissar beim LKA Berlin und von Beginn an mit den Ermittlungen im Fall Bektaş betraut, sowie der Pressesprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner.“

Grussworte der Burak-Initiative in Gedenken Mehmet Kubaşık (4.4.2022):

Liebe Familie Kubaşık, Liebe Freundinnen und Freunde, Liebe Initiative

es sind nun 16 Jahre her seit Mehmet Kubaşık, ihrem Geliebten Mann, ihrem geliebten Vater, ihrem geliebten Angehörigen und Freund gewaltsam das Leben genommen wurde, in der Mallinckrodtstraße in Dortmund.
Seit bekannt werden der Täter und Täterinnen stehen sie mutig und entschlossen für den Kampf um Anerkennung und Aufklärung. Eure Entschlossenheit und euer Mut sind uns ein Vorbild. Der Prozess gegen den sogenannten NSU ist abgeschlossen erklärt worden, aber es ist kein Schlussstrich – der NSU und der dahinterstehende Komplex sind noch längst nicht aufgeklärt.
Wir gedenken heute am 4.4.2022 Mehmet Kubaşık. Morgen am 5.April gedenken wir Burak Bektaş, der in Berlin im Jahre 2012 ermordet wurde, im Stile des NSU. Der Täter ist bis heute nicht ermittelt. Und am 6.4. Gedenken wir Halit Yozgat, der in Kassel 2006, keine 2 Tage nach Mehmet Kubaşık, ebenfalls vom NSU ermordet wurde.
Wir Gedenken am 6. April 1991 auch Jorge Gomondai, einem Arbeiter mit Migrationsgeschichte aus Mosambik, der in Dresden ermordet wurde.
Seit der Ermordung von Burak Bektaş sind nun 10 Jahre vergangen. Es sind 10 Jahre der Solidarität und 10 Jahre, der Ungewissheit und Verunsicherung – 10 Jahre keine Aufklärung.
Acıya zaman aşımı yok – Keine Zeit überwindet diese Wunden.
Aber wir kämpfen für Gerechtigkeit und für Veränderung.
Seit vielen Jahren sind wir in unseren Kämpfen verbunden in Dortmund -Berlin-Kassel-Halle-Hanau oder München, gegen rassistische und rechte Morde und Gewalt hier und überall sonst auf der Welt.
Gemeinsam stehen wir gegen jeglichen Rassismus und Nationalismus – Für eine bessere Welt.
Wir grüßen euch und sind in unseren Herzen bei euch.
Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş.
Berlin, den 4.4.2022

Bündnis „Tag der Solidarität“ Dortmund

Luke Holland wäre am 4. April 2022 38 Jahre alt geworden

Montag, 4. April 2022 – das ist der 38. Geburtstag von Luke Holland.
Wir waren um 17 Uhr dort, um Luke zu gedenken und Blumen an seinem Sterbeort niederzulegen.

Hier die Worte von seinem Vater Philip Holland:
„Seit der Ermordung von Luke und jetzt, seit dem Tod von Rita, besteht mein Leben nur noch aus Verzweiflung, ohne Zukunft, ohne Glück.
Nach außen hin wirke ich normal, aber mein Herz weint jeden Tag.
Die Anstrengung, die es mich jeden Tag kostet, nicht an Luke und Rita zu denken, ist anstrengend.
Ich gebe Rolf Zielezinsky die Schuld an ihrem Tod, aber auch der Berliner
Polizei, dass sie den Mord an Burak Bektaş nicht so untersucht hat, wie sie es hätte tun sollen.
Hätte die Polizei eine vollständige Untersuchung durchgeführt, wären Luke und Rita heute noch am Leben und es könnte ihnen gut gehen.
Mein Herz und mein Leben sind gebrochen.“
Philip Holland (April 2022) Luke Holland wäre am 4. April 2022 38 Jahre alt geworden weiterlesen

Luke Holland should have been 38 years old on April 4, 2022

Monday, 4th April 2022 – it´s the 38th birthday of Luke Holland.  
We want to be there at 5 p.m.  to remember Luke and place some flowers where Luke died.

Here the words from his father Philip Holland:
„Ever since Luke’s murder, and now, since Rita’s death, my life has been just existing in despair, no future, no happiness.
I appear normal on the outside but my heart weeps every day.
The effort it takes, each day, to try and not think about Luke and Rita, is exhausting.
I blame Rolf Zielezinsky for their deaths, but also blame the Berlin
police, for not investigating the murder of Burak Bektaş, as they should have.
If the police had progressed a full investigation, Luke and Rita would be alive and thriving in this world today.
My heart and life are broken.“
Philip Holland (April 2022) Luke Holland should have been 38 years old on April 4, 2022 weiterlesen

Pressemitteilung der Anwälte der Familie Bektas zum 10. Todestag von Burak Bektas

Am 5.4.2022 jährt sich der Tod des Sohnes und des Bruders unserer Mandant*innen, Burak Bektas, zum 10. Mal. Noch immer ist kein Täter verurteilt. Es ist nicht einmal ein Tatverdächtiger ermittelt. Wie kann das sein?

Unsere Mandant*innen verstehen nicht, warum nicht alles dafür getan wurde, den Mord an ihrem Sohn und den Mordversuch an seinen Freunden Alex und Jamal aufzuklären.

Die Fragen, die die Eltern sich stellen, sind immer noch nicht beantwortet: War Rassismus das Motiv? Warum erinnert die Tatausführung so sehr an den NSU, der sich ein halbes Jahr vor dem Mord an Burak selbst enttarnt hatte? Welche Unterstützer hatte der NSU in Berlin, in Neukölln, und welche davon sind nach wie vor nicht ermittelt? Gibt es Kontakte der Neonazis in die Sicherheitsbehörden? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Mord an Burak und der rechtsextremen Serie von Brandanschlägen in Süd-Neukölln seit 2011?

All diese Fragen sind nicht beantwortet. Erst am Freitag hat die Berliner Staatsanwaltschaft eine kurzfristige Pressekonferenz zum Stand der Ermittlungen abgehalten. Unsere Mandant*innen hat sie nicht informiert und nicht eingeladen. Gleichzeitig bleibt das Unverständnis, warum Hinweisen aus der Bevölkerung und der Familie nicht oder erst sehr spät nachgegangen wurde. So haben die Ermittler in einer Fallanalyse untersucht, welche Beweggründe der Täter gehabt haben könnte. Die Hypothese, dass der Mörder von Burak ihn und seine Freunde (allesamt PoC) aufgrund eines rechten bzw. rassistischen Motivs attackiert hat, haben die Ermittler nicht aufgestellt. Diese Nachlässigkeit besorgt uns.

Wir geben die Hoffnung aber nicht auf. Im Namen der Familie bedanken wir uns bei allen, die die Familie seit 10 Jahren unterstützen, die Initiative für die Aufklärung des Mordes, alle die, die für die Aufklärung demonstriert haben, sich im Abgeordnetenhaus damit beschäftigt haben oder auch als Journalist*innen.

Der Mord an Burak hat nicht nur Bedeutung für die Eltern und die Geschwister und Buraks Freunde. Er hat auch Bedeutung für die gesamte Bevölkerung Neuköllns und Berlins.

Es darf nicht sein, dass Menschen in unserer Stadt in Angst leben müssen, aus Rassismus angegriffen und sogar ermordet zu werden. Auch deswegen ist es so wichtig, dass dieser Fall restlos aufgeklärt wird und der Täter zur Rechenschaft gezogen wird.

Wir hoffen, dass auch der beginnende Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus dazu beitragen wird, aufzuklären, warum gerade in einem frühen Ermittlungsstadium nicht alles versucht wurde, den Mord aufzuklären und warum nicht sofort gründlich in Richtung eines rechtsradikalen Tatmotivs ermittelt wurde.

Berlin, den 04.04.2022

Rechtsanwälte Dr. Mehmet Daimagüler, Ogün Parlayan, Onur Özata, Dr. Lukas Theune