Archiv für den Monat: Juli 2021

Pressemitteilung: Erneuter Angriff auf den Gedenkort Burak Bektaş

Erneut wurde der Gedenkort an Burak Bektaş angegriffen, der aus rassistischen Motiven am 05.04.2012 in Berlin Neukölln ermordet wurde. Das Fundament der Skulptur des Gedenkortes an der Kreuzung Rudower Straße Ecke Möwenweg wurde mit einem Hakenkreuz und dem Schriftzug „AfD“ markiert. Aufmerksame und solidarische Menschen haben am Morgen des 29.06.2021 den faschistischen Anschlag entdeckt und Anzeige gestellt. Die Polizei ermittelt von Amts wegen aufgrund der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Sachbeschädigung; das Hakenkreuz haben sie unkenntlich gemacht.
Laut dem LKA-Organisierter Rechtsextremismus ist der Staatsschutz tätig.

In rechter Kontinuität
Dieser Angriff richtet sich gegen das Erinnern und Kämpfen gegen Rassismus und Faschismus. Es ist der dritte Angriff dieser Art. Der Gedenkort wurde geschaffen, um an Burak Bektaş und ähnliche Fälle zu erinnern. Mit der 2 Meter hohen Skulptur ist er ein unübersehbares Zeichen gegen Rassismus und rechte Morde sowie rechte Gewalt. Das Gedenken an Burak ist fest verankert in der antirassistischen Arbeit in Berlin-Neukölln, berlin- und bundesweit. Die Angriffe auf das Denkmal „Algorithmus für Burak und ähnliche Fälle“ im April 2018 mit einer Chemikalie, im Januar 2021 mit weißer Farbe und nun im Juni 2021 lassen sich einordnen in die Kontinuität von rechtem Terror in Berlin Neukölln. Rechte und rassistische Beleidigungen, Bedrohungen, faschistische Markierungen bis hin zu Brandanschlägen und Morde sind keine Einzeltaten. Personelle und strukturelle Kontinuitäten der rechten Szene in Neukölln lassen sich bis in die 90er Jahre zurückverfolgen. Aktuell ist ein polizeibekannter Rechtsextremist aus dem Umfeld der NPD inhaftiert worden. Der Neonazi soll an der Fritz-Erler-Allee im Neuköllner Ortsteil Rudow das 35-jährige Opfer erst rassistisch beleidigt und anschließend mit einer Klinge am Hals verletzt haben, wie die Polizei mitteilt. Der Mord an Burak Bektaş kurz nach dem Auffliegen des NSU-Komplexes, die Anschlagsserien in Neukölln verweisen auf diese rechten Strukturen, auf den „Neukölln-Komplex“.

Eure Solidarität ist großartig
Der Angriff auf den Gedenkort wurde von solidarischen Menschen entdeckt und zur Anzeige gebracht. Der Gedenkort Burak Bektaş und ganz Neukölln bleiben damit ein Ort des Widerstandes gegen Nazis. Viele Menschen haben sofort reagiert und ihre Solidarität öffentlich bekundet. Dies ist ein starkes Zeichen. Wir danken euch allen herzlich auch im Namen der Familie für eure großartige Solidarität.

Wir trauern – Esther Bejarano starb am 10. Juli 2021

Liebe Freund:innen,
Lieber Joram, Lieber Kutlu,
Baruch Dayan Ha’emet
Başınız sağolsun
Herzliches Beileid euch.
Viel Kraft.
Wir sind sehr traurig.
Eine große Persönlichkeit ist von uns gegangen – sie wird fehlen.
In liebevoller Erinnerung halten wir sie.
Esther Bejarano ist die Stimme gegen den Faschismus. Sie überlebte den Holocaust, weil sie im Mädchenorchester des Konzentrationslager Ausschwitz spielte. Esther war kontinuierlich konsequent antifaschistisch.
Ihr Kampf geht weiter. Sie wird in unserem antifaschistischen Kampf weiter leben. Sie lebt ewig.

VVN-BdA zum Tod ihrer Ehrenpräsidentin Esther Bejarano

Grußwort zum 20. Todestag von Süleyman Taşköprü

Liebe Familie Taşköprü, liebe Freund*innen,

vor nun schon 20 Jahren wurde euer geliebter Süleyman von euch genommen.
Wir von der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş senden euch viel Kraft und solidarische Grüße aus Berlin für diese schweren Tage.

Süleyman wurde aus rassistischen Motiven vom NSU ermordet. Der Mord an Burak passierte nur kurze Zeit nach der Selbstenttarnung des NSU.
Möglich, dass es sich dabei um eine Art NSU-Nachahmungstat handelte. Der Mord an Burak wurde bis heute nicht aufgeklärt, so wie auch der NSU-Komplex bis heute nicht vollständig aufgeklärt wurde.

So vieles musstet ihr durchstehen: den Verlust Süleymans, aber auch all die Vernehmungen, Verdächtigungen und Verleumdungen, die bis heute nicht erfolgte vollständige Aufklärung und all die Folgen die das für euch bis heute hat. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Wir hoffen, dass ihr in diesen Tagen die Möglichkeit habt, euch an Süleyman zu erinnern, in dem Rahmen, der für euch gut ist, um Schmerz aber auch schöne Erinnerungen miteinander zu teilen. Wir wünschen euch, dass ihr die Kraft habt, zu erinnern, sowie nach vorne zu schauen.

In dem Kampf um Aufklärung könnt ihr uns an eurer Seite wissen. Hamburg hatte noch keinen Untersuchungsausschuss, Berlin auch noch nicht. Wir werden aber keine Ruhe geben bis das endlich passiert. Wir wollen Aufklärung, und wir wollen kein einziges weiteres Opfer.

Kalplerimiz sizinle. Unsere Herzen sind bei euch.

Video vom 27.06.2021 ndr