Archiv für den Monat: April 2021

Rede von kein Generalverdacht

anlässlich des 9. Todestages von Burak am 5.4.2021

Hi, ich bin Jorinde von der Initiative KGV. Wir sind eine Neuköllner Initiaitve und stellen uns gegen die rassistische Schikane und Kriminalisierung von Neuköllner*innen im Rahmen der Clan-Debatte. Danke an die Burak Bektas-Initiative, dass wir heute sprechen können.

Auch wir trauern heute. Gemeinsam mit euch allen, mit Burak Bektas‘ Familie und den Angehörigen. Nicht nur durch die ungeklärten Umstände rund um den Mord, sondern auch durch die mediale Berichterstattung darüber, durch die wiederholten Anschläge gegen das Mahnmal wurde Burak Bektas Opfer von den rassistischen Zuständen in Deutschland. Wir trauern – und wir werden nicht aufhören, gemeinsam die Aufklärung zu fordern.

Dass Rassismus als Motiv von den Behörden häufig übersehen wird, ist kein Zufall. Denn Rassismus in den Behörden, rassistische Berichterstattung und rassistische Polizeigewalt sind in Deutschland Alltag.

Auch in Neukölln gibt es ein massives Problem mit Polizeigewalt. Kaum vergeht ein Tag, an dem nicht Polizeikräfte den Alltag stören. Große Teile Nordneuköllns gelten als sogenannte „kriminalitätsbelastete Orte“, wo Menschen anlasslos kontrolliert und durchsucht werden können. Das ist eine Steilvorlage für Racial Profiling und eine Praxis, die Grundrechte aufhebt. Sie kommt häufig zur Anwendung.
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Grußbotschaft aus Halle/S.

An die Familie und Freund*innen von Burak Bektaş,

Wir haben uns noch nicht begegnet, aber meine Name ist Talya und ich bin eine Überlebende des rassistischen und antisemitischen Angriffs in Halle vom 9. Oktober 2019.

Auch wenn ich heute nicht persönlich bei euch stehe, sollt ihr wissen, dass ich dort, wo ich bin, bei euch stehe, um diesen schwierigen Moment markieren – 9 Jahre ohne Burak – ohne Gerechtigkeit, ohne Aufklärung, ohne Konsequenzen.

Ich stehe heute bei euch, weil ich verstehe, dass der Hass, der Ihnen Burak weggenommen hat – derselbe Hass ist, der uns Jana L. und Kevin S. am 9. Oktober weggenommen hat. Es ist derselbe Hass, der für mich kam, der für meine Freund*innen in der Synagoge, im Kiez-Döner
und in Wiedersdorf kam.

Ich stehe heute bei euch, weil ich verstehe, dass die Ungerechtigkeit und die Wut, die entsteht, wenn es keine Konsequenzen, keine Ermittlungen und keine Aufklärung von solchem Hass gibt — dieselbe Ungerechtigkeit ist, die sich weigerte, meine Mitkläger vor Gericht als Opfer
anzuerkennen, und dieselbe, die sich weigert, die Stimmen der Betroffenen in Hanau, in Mölln, in Dortmund, in Kassel, in Duisburg, in München und in so vielen anderen Städten in ganz Deutschland zu unterstützen. Wir, die so viel verloren haben – durch rechten Terror und durch
die Strafverfolgungs- und Justizsysteme dass schauen weiterhin weg.

Ich stehe heute bei euch, weil ich weiß, dass ihr diesen Schmerz, diese Trauer, nicht alleinetragen könnt oder sollt. Es ist ein Schmerz, den wir alle tragen müssen. Ein Angriff auf einen von uns ist ein Angriff auf uns alle. Euer kampf für Gerechtigkeit und Aufklärung ist auch mein
kampf.

Im Judentum gibt es eine Tradition dass der Erinnerung an die Opfer solchen Hass und solche Ungerechtigkeiten, wir sagen, für eine Revolution sein werden. Aber wegen Euch, wegen euere Erinnern an Burak, glaube ich, dass die Revolution bereits begonnen hat. Und so stehe ich in
seinem Namen und in die Namen so viele anderer, die wir verloren haben, heute an eure Seite, und ich stehe jeden Tag an eure Seite. Ich schließe mich eure Revolution an – weil sie auch meine Revolution ist.

In Stärke und Solidarität

Talya – Überlebende des rassistischen und antisemitischen Angriffs in Halle am 9. Oktober 2019

Grußbotschaft des Bündnis Tag der Solidarität /Kein Schlussstrich Dortmund

Grußbotschaft an die Berliner:

Liebe Familie Bektaş, wir sind heute im Herzen mit Ihnen, gedenken heute an Ihren Sohn Burak, der vor neun Jahren ermordet wurde.

Gestern haben wir in Dortmund an Mehmet Kubaşık erinnert, der am 4.4.2006 vom NSU ermordet wurde. Wir unterstützen die Familie Kubaşık in ihren Forderungen nach Antworten und Aufklärung sowie Konsequenzen. Die Familie Kubaşık erfährt viel Solidarität, wir als Bündnis lassen sie nicht allein.

Wir unterstützen auch Ihren Kampf um Aufklärung und ein würdiges Gedenken – zumal der Mord an Burak Parallelen zu den NSU-Morden aufweist. Es ist nicht akzeptabel, dass bis heute die Ermittlungen ins Leere laufen, dass der Mord an ihren geliebten Sohn nicht aufgeklärt wurde.

Der Mord an ihren Sohn reiht sich ein in die lange Liste rassistischer Morde. Solange es keine Aufklärung gibt, ist ihr Kampf unerlässlich, solange der Rassismus in unserer Gesellschaft und in den Sicherheitsbehörden verharmlost wird, darf es kein vergessen geben.

Liebe Familie Bektas, sie sind nicht alleine, nicht nur die Initiative in Berlin, sondern viele Initiativen und Menschen in Deutschland unterstützen sie. Wir zollen unseren Respekt und Mitgefühl.

Bündnis Tag der Solidarität /Kein Schlussstrich Dortmund

Redebeitrag der Burak-Ini : Türkçe / Deutsch

Burak 9 yıl önce öldürüldü. Cinayeti halen çözülmedi. Katili halen yakalanmadı. Soruşturma makamlarından aydınlatma beklenmez. Burak Bektaş cinayetini aydınlatma inisiyatifi ve Bektaş ailesi olarak 9 yıl sonra nasıl devam etmeli diye soruyoruz.

Ama öncelikle bugün Burak’ı anmak istiyoruz. Cinayetinin yıldönümünde Bektaş ailesi acılarıyla, kederiyle yalnız kalmamalı. Bugün Melek, Ahmet, Fatih, Melike ve Burak’ın arkadaşlarının yanındayız, onlarla birlikte saygı duruşuna geçiyoruz.

———————————— Saygı Duruşu ————————————

Burak, 4 Nisan 2012’yi 5’ine bağlayan gece sokakta vurularak öldürüldüğünde 22 yaşındaydı. O ve arkadaşları birdenbire saldırıya uğradı. O zamanlar 16 ve 17 yaşında olan Alex ve Jamal, acil operasyonlarla ancak kurtarılabildi.

Gençlere yapılan bu saldırı ve Burak’ın cinayetinin ardından Burak, Alex ve Jamal’ın arkadaşları hoşgörüsüzlüğe ve şiddete karşı bir eylem düzenledi. Bu çağrıya çok kişi yanıt verdi, ama en çok da göç geçmişi olan birçok kişi. Burak’ın cenazesinde de durum benzerdi.
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Redebeitrag der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh

anlässlich des 9. Todestages von Burak am 5.4.2021

Anlässlich des Todestages von Burak möchten wir seiner Familie und seinen Freunden unser tiefes Mitgefühl aussprechen und euch in eurem Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit viel Kraft wünschen. Wir wissen, dass dieser Kampf lange dauert, dass er schmerzhaft und sehr beschwerlich ist. Aber wir sind zutiefst überzeugt, dass es richtig und notwendig ist, die Lügen der Polizei und Staatsanwälte nicht einfach hinzunehmen, sondern diese Lügen aufzudecken und öffentlich zu machen. Egal, wie lange es dauern wird.

Oury Jalloh wurde am 7. Januar 2005 – vor nunmehr über 16 Jahren von deutschen Polizisten in Dessau gewaltsam und rechtswidrig in Gewahrsam genommen. Er wurde in der Zelle 5 im Gewahrsamstrakt des Polizeireviers an Händen und Füßen auf einem Podest fixiert. Die Polizeibeamten haben ihm den Schädel und die Rippen gebrochen. Dann haben ihn die Polizisten mit Hilfe von Brandbeschleunigern angezündet. Oury ist verbrannt.

Ein an Händen und Füßen fixierter Mensch wird in Polizeigewahrsam verbrannt.
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Redebeitrag der Autonomen Neuköllner Antifa

zum 9. Todestag von Burak Bekta zum 9. Todestag von Burak Bektaş am 5. April 2021.

Liebe Familie und Freund_innen von Burak, liebe Mitdemonstrierende, liebe Passant_innen, liebe Anwohner_innen!

Der Mord an Burak Bektaş jährt sich heute zum neunten Mal. Wir sind nicht in der Position, den unschätzbaren Verlust in Worte zu fassen, den der Tod eines geliebten Menschen bedeutet oder auch nur ansatzweise den Schmerz nachempfinden zu können, den der brutale Mord an Burak bei denen hervorgerufen hat, die ihn kannten. Wir werden den Kampf um die Aufklärung weiterhin nach Kräften unterstützen und der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş in ihrer so wichtigen Arbeit zur Seite stehen.

Obwohl die neonazistische Angriffsserie gegen Antifaschist_innen abebbte, bleiben Neukölln und seine Nazis in aller Munde. Einer der mutmaßlichen Haupttäter Sebastian Thom war über den vergangenen Jahreswechsel für einige Wochen in Untersuchungshaft, musste jedoch wieder entlassen werden.

Ein zweiter mutmaßlicher Haupttäter ist Tilo Paulenz, ehemaliges Vorstandsmitglied der AfD Neukölln mit guten Kontakten zum faschistischen „Flügel“. Er wurde gemeinsam mit Thom im Dezember festgenommen, aber vom Vollzug der U-Haft durch ein Gericht verschont.
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