Archiv für den Monat: November 2018

Anne Frank trifft Burak Bektaş

Am 19.11.2018 wurde das Anne-Frank-Zentrum Berlin eröffnet.

Die Ausstellung im Anne-Frank-Zentrum Berlin „Alles über Anne“ am Hackeschen Markt in der Rosenthaler Straße 39 schlägt, laut RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg), den Bogen vom Leben Anne Frank, ihrem Tagebuch, dem Antisemitismus in Deutschland in die Gegenwart und berichtet über aktuelle Gedenkinitiativen:

zum Herunterladen: archive.org (mp3 | ogg)

Wir freuen uns sehr, dass die Umbenennung einer Straße, die zuvor nach einem preußischen Sklavenhändler hieß, in May-Ayim-Ufer am Schlesischen Tor (in Kreuzberg), nach der schwarz-deutschen Dichterin May Ayim und der Gedenkort Burak Bektaş mit einer Tafel erwähnt werden.

Diese beiden Initiativen werden als aktuelle Formen des Gedenkens vorgestellt und die Leiterin des Anne-Frank-Zentrums Berlin geht, genauso wie wir, von einem rassistischen Mord an Burak Bektaş aus.

7 Jahre Bekanntwerden des NSU

Pressemitteilung am 2. November 2018 TBB: Sieben Jahre nach dem öffentlichen Bekanntwerden der NSU-Verbrechen – Mehr Fragen als Antworten

So. 04.11.2018 – 18 Uhr Filmpremiere: Zusammen haben wir eine Chance im Moviemento, Kottbusser Damm 22, Berlin-Kreuzberg

Di. 06.11.2018 – 18 Uhr Podiumsdiskussion: Sieben Jahre nach dem öffentlichen Bekanntwerden der NSU-Verbrechen – Mehr Fragen als Antworten
mit Thomas Moser, Carsten Ilius, Safter Çınar, Sophia Laumeyer
Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung, Sebastianstraße 21, 10179 Berlin

Anlässlich des 7. Jahrestages der Selbstenttarnung des NSU: Die Forderung nach Aufklärung bleibt!

„Auch der Mord an Burak Bektaş muss neu aufgerollt werden!“

Kurze Zeit nach dem Bekanntwerden der Selbstenttarnung des so genannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) am 4.11.2011, wurde am 5.4.2012 in Berlin der damals 22jährige Burak Bektaş ermordet. Der Tathergang und die Tatumstände deuten auf ein rassistisches Mordmotiv, möglicherweise sogar auf eine NSU-Nachahmertat, doch der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt. Anlässlich des Jahrestages der Selbstenttarnung des NSU fordern wir Aufmerksamkeit für und Solidarität mit den Angehörigen aller Opfer rechter und rassistischer Gewalt in Deutschland.

Der Urteilsspruch vom Juli 2018 im NSU-Prozess in München bedeutet für die Angehörigen der Ermordeten und der Betroffenen von Anschlägen des NSU-Komplex kein Schlusswort.

Das NSU-Kerntrio war bundesweit aktiv. Auch hier unterstützten mehrere V-Männer des LKA Berlin das NSU-Kerntrio, das mehrfach in Berlin gesehen wurde. Nach der Selbstenttarnung des NSU wurden auch beim LKA Berlin Akten geschreddert.

Trotzdem gab es bisher noch keinen Berliner NSU-Untersuchungsausschuss. Andere Konsequenzen aus dem NSU-Komplex sind für uns nicht wahrnehmbar.

Ulrike Schmidt von der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş sagt:

„Eine Konsequenz aus den NSU-Morden muss sein, dass in Fällen wie dem Mord an Burak Bektaş ein rassistisches Motiv eingehend überprüft wird. In den vergangenen sechseinhalb Jahren konnten die ermittelnden Berliner Behörden nicht glaubhaft machen, dass sie ein rassistisches Mordmotiv bei ihren Ermittlungen ensthaft in Erwägung ziehen – als hätte es den NSU nie gegeben. Auch der Mord an Burak Bektaş muss neu aufgerollt werden! Wir fordern daher vom Berliner Senat eine Entscheidung für eine konsequentes Neuaufrollen der bisherigen Ermittlungen.“

Gemeinsam mit zahlreichen anderen Initiativen, Verbänden, Nebenklagevertreter*innen des NSU-Prozesses und vielen einzelnen
Aktivist*innen engagiert sich die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş seit Jahren gegen die Verharmlosung rechter, rassistischer Gewalt in Deutschland.

Forderungen der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş:

  • ein konsequente Neuaufrollen der bisherigen Ermittlungen im Mordfall Burak Bektaş
  • Konsequenzen aus den Ergebnissen der NSU-Untersuchungsausschüsse des Bundes und der Länder, insbesondere der Abschaffung aller Verfassungsschutzämter und des V-Personensystems der Polizeien
  • Einrichtung parlamentarischer Untersuchungskommissionen zum NSU-Komplex in Hamburg und Berlin
  • Einsetzung unabhängiger Untersuchungskommissionen mit umfassenden Rechten zur Aufklärung rassistischer und rechter Morde und Gewalt
  • „Kein Schlussstrich!“ – Die Aufklärung des NSU-Komplexes muss weitergehen

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H I N T E R G R U N D I N F O R M A T I O N E N

Was ist passiert?
In der Nacht zum 5.4.2012 steht Burak mit Freunden gegenüber des Krankenhauses Neukölln und unterhält sich. Ein unbekannter – nach Zeugenaussagen – „weißer Mann“ geht gezielt auf eine Gruppe „migrantischer Jugendlicher“ zu und feuert mehrere Schüsse auf sie ab. Der damals 22-jährige Burak wird getroffen und stirbt – seine Freunde Alex und Jamal werden schwer verletzt und können nur durch Notoperationen gerettet werden. Sie leiden bis heute an den Folgen. Die Jugendlichen haben den Täter noch nie zuvor gesehen.

Burak wurde wenige Monate nach der Selbstenttarnung des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) ermordet. Die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş sieht deutliche Parallelen und fragt danach, ob es sich um eine Nachahmungstat handeln kann.