Freitag, 25.08.2017 – 20 Uhr Schloßstr. 9, Berlin Charlottenburg
Wie wollen wir gedenken? Einladung zur Diskussion
Wir möchten mit den Gedenkinitiativen an Burak Bektaş, Nguyen Châu und Do Anh Lân (angefragt) sowie der Initiative für ein Günter-Schwannecke-Gedenkinitiative Möglichkeiten und Grenzen nichtstaatlicher Gedenkinitiativen diskutieren und neben der Aufarbeitung von Vergangenem auch einen kritischen Blick in die Zukunft werfen.
Vor 25 Jahren ereignete sich das rassistische Pogrom von Rostock-Lichtenhagen. Eine Woche später wurde im Berliner Stadtteil Charlottenburg Günter Schwannecke von Neonazis ermordet. Die zeitliche Nähe ist kein Zufall, bundesweit kam es 1992 zu Serien rechter Angriffe, welche oftmals tödlich endeten. Die Täter fühlten sich durch den Applaus der deutschen Mehrheitsgesellschaft bestätigt, eine Generation von Neonazis begriff sich als Vollstrecker des Volkswillens. Der gesellschaftliche Rassismus wurde damals von dem Staat und Parteien befördert. Bereits vor dem Pogrom von Hoyerswerda 1991 startete die CDU eine Hetz-Kampagne gegen Geflüchtete um das Grundrecht auf Asyl auszuhebeln. Die Betroffenen von Hoyerswerda und Rostock wurden weggekarrt und sollten vergessen werden. Ein Jahr später folgte die Politik dem deutschen Mob und hebelte mit Zustimmung der SPD als damaliger Oppositionspartei das Grundrecht auf Asyl aus. Das Beispiel zeigt, dass staatliche Erinnerungspolitik für eine kritische Analyse rechter Übergriffe und Aufarbeitung des gesellschaftlichen Rassismus vollkommen unzureichend ist. Seit vielen Jahren kämpfen daher Gedenkinitiativen für ein aktives Erinnern an die Betroffenen rechter Gewalt und für lückenlose Aufklärung der Fälle.
Dienstag, 29.08.2017 – 18 Uhr auf dem Günter-Schwannecke-Spielplatz (Pestalozzistraße, Ecke Fritschestraße), in Berlin-Charlottenburg
Gedenkkundgebung 2017 für Günter Schwannecke
Wir rufen auf, anlässlich des 25. Todestages an der Gedenk-Kundgebung für Günter Schwannecke, Berliner Kunstmaler und ein Opfer rechter Gewalt, teilzunehmen.
Das Gedenken findet am 29. August 2017, ab 18.00 Uhr, auf dem Günter-Schwannecke-Spielplatz (Pestalozzistraße, Ecke Fritschestraße), in Berlin-Charlottenburg statt. Wir bitten darum Blumen mitzubringen.
Wir fordern, dass die Bundesregierung und der Berliner Senat Günter Schwannecke dauerhaft als Todesopfer rechter Gewalt anerkennen. Wir werden den Fall weiterhin recherchieren, aufarbeiten und politisch aufklären und öffentlich darüber informieren. Wir wollen, dass alle Todesopfer rechter Gewalt staatliche Anerkennung erfahren.
Wir fordern, dass das Umfeld der Neonazi-Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ in Berlin parlamentarisch aufgeklärt wird.
Wir fordern ein Ende der Wohnungsnot in Berlin und Schutz für Menschen ohne Wohnung.
Günter Schwannecke war ein bekannter und für gesellschaftliche Veränderung engagierter Kunstmaler. Er saß mit dem Künstler Hagen Knuth am Abend des 29. Augusts an dem Spielplatz. Die Neonazis Norman Z. und Hendrik J. kamen hinzu, um Menschen mit Migrationsgeschichte rassistisch zu beleidigen und zu vertreiben. Günter Schwannecke und Hagen Knuth bewiesen Zivilcourage und mischten sich ein. Z. schlug mit einem Baseballschläger auf beide ein. Knuth überlebte, doch Günter Schwannecke starb am 5. September 1992 an den schweren Verletzungen. Er musste sterben, weil er Zivilcourage gezeigt hatte. Umso erschreckender ist, dass Günter Schwannecke ein weitgehend unbeachtetes Opfer rechter Gewalt geblieben ist. Günter Schwannecke ist eines der mindestens 200 Opfer rechter Gewalt in Deutschland seit 1990. Z. war Anfang der 1990er in der Berliner Skinheadszene. Ein enger Bekannter wurde später als V-Mann im Umfeld der Neonazi-Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ eingesetzt.
(Übernommen von http://guenterschwannecke.blogsport.eu/)