Grußwort der Initiative in Gedenken Jaja Diabi

Die Morde an Burak Bektaş und Jaja Diabi haben, so unterschiedlich sie auf den ersten Blick scheinen, viele Gemeinsamkeiten.

Burak wurde im Rahmen eines rassistischen Mordes auf offener Straße erschossen. Von einem Täter ohne Skrupel, der geplant und berechnend handelte. Der Täter ging hier in Neukölln bewusst auf die Gruppe junger Männer zu, die dem weißen rassistischen Selbstbild Deutschlands nicht entsprachen. Der Rassismus des Täters und der deutschen Gesellschaft, der Burak und seine Freunde durchgehend als Anders und Fremd markiert, war dabei die Grundlage des Mordes.
Jaja Diabi wurde am 14. Januar 2016 am Hamburger Berg (eine Straße in St. Pauli) im Rahmen einer rassistischen Polizeikontrolle festgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, mit 1,65 Gramm Cannabis gehandelt zu haben, einer Menge die bei weißen Personen meist ohne Anzeige einfach nur abgenommen wird, die bei Jaja jedoch zu einer Verhaftung führte.Vier Tage später wurde er in die Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand verlegt und dort in Untersuchungshaft festgehalten. In der Nacht vom 18. auf den 19. Februar 2016 starb Jaja Diabi in seiner Zelle.
Laut Justizbehörde hat Jaja Suizid begangen, sich an einer Gardinenstange erhängt. Laut Justizbehörde gab es jedoch im Vorwege keine Anzeichen einer möglichen Suizidgefahr.
Weder das sogenannte Suizidscreening ergab dazu Anhaltspunkte, noch berichteten die Beamten, die am Abend des 18.02.2016 gegen 18.30 Uhr die Zelle verschlossen, über eine mögliche Suizidgefahr. Auch die Familie und Freunde Jajas halten einen Suizid für unwahrscheinlich und beschreiben ihn durchweg als einen fröhlichen, hoffnungsvollen und religiösen jungen Mann. Was auch immer in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar geschah, Jaja wurde von einem rassistischen System ermordet, das ihm ein Leben in seiner Heimat unmöglich machte, da Länder wie Deutschland auf Kosten seiner Existenz leben, ihm ein menschenwürdiges Leben in Deutschland durch das rigide Migrationsregime vorenthielt, ihn jagte und zuletzt umbrachte. Auch ihm wurde der Rassismus der deutschen Polizei und der deutschen Gesellschaft, die Schwarze Männer als fremd, nicht-Deutsch, nicht zugehörig und als Dealer markiert zum Verhängnis.

Die beiden Morde an Burak Bektaş und Jaja Diabi wären ohne einen Rassismus in Deutschland, der alle Ebenen, Institutionen, Begegnungen und Strukturen dieser Gesellschaft durchzieht und ohne ein breites gesellschaftliches Einverständnis damit nicht möglich gewesen.
Auch die Ermittlungen im Rahmen der beiden Morde sind klare Symptome eines institutionellen Rassismus in Deutschland. Es bestand von Beginn an kein Interesse an der Aufklärung der Umstände, es wurde bewusst nicht, nicht genügend und nicht in die richtigen Richtungen ermittelt. An zufällige Leerstellen in den Vorgehensweisen der
deutschen Justiz glauben wir nach dem NSU Komplex und dem Mord an Oury Jalloh lange nicht mehr.

Wir sehen unsere Arbeit als Initiative vereint mit denen der Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş, mit allen Initiativen zur Aufklärung von rassistischen Morden und mit allen Kämpfen gegen den rassistischen deutschen Normalzustand. Zusammenhänge zu erkennen, Kontinuitäten aufzuzeigen und gemeinsame Strategien zu formulieren sind dabei wichtige Schritte. Eine gemeinsame Strategie unserer Initiativen ist dabei das bemühen um ein angemessenes Gedenken.
Wir sehen ein angemessenes Gedenken als einen wichtigen Schritt an, um an die Menschen zu erinnern, denen ihr Leben genommen wurde. Sie, die aus der deutschen Gesellschaft verschwinden sollten, sichtbar zu machen, ihnen zu gedenken. Dabei aber auch an die rassistischen Umstände ihres Todes zu erinnern ist ein Teil eines solchen Gedenkens. Sie bleiben unvergessen. Deswegen freuen wir uns sehr, dass heute der Grundstein für das Denkmal in Erinnerung an Burak Bektaş gelegt und damit der Gedenkort eingeweiht wird.
Wir hoffen, dass das hier der Ort eines lebendiges Erinnerns und des Zusammenkommens und der Solidarität wird, und auch der weiteren Kämpfe gegen Rassismus.
Für ein lebendiges Gedenken.

Die Initiative in Gedenken Jaja Diabi