Redebeitrag bei Khaled Idris Bahray Gedenk-Demo in Berlin am 18.01.2015

Wir – von der Initiative zur Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş – sind heute hier um Khaled zu gedenken und uns mit seinen Freundinnen und Freunden solidarisch zu zeigen.

Burak Bektaş wurde genauso wie Khaled auf offener Straße ermordet. Am 5. April 2012 trafen ihn und zwei andere junge Männer mit denen er sich gerade unterhielt, mehrere Schüsse. Wie beim Mord an Khaled fehlt der Polizei auch hier ein erkennbares Motiv. Obwohl die überlebenden Jugendlichen berichteten, der Mord erinnere sie an eine gezielte Hinrichtung. Ein Täter, der zufällig jene Gruppe von Jugendlichen auswählt, in der Burak, Jamal und Alex sich mit zwei weiteren Freunden getroffen haben. Fünf Schüsse, wortlos, niemand kann es verstehen. Auch wir haben keine Erklärung – dafür aber viele Fragen. Vor allem fragen wir uns: War Rassismus wieder das Motiv?

Die Berliner Polizei ist nicht in der Lage, diese Tat aufzuklären. Oder ist sie nicht willens, Schlüsse aus den Erkenntnissen aus den Untersuchungen zum NSU zu ziehen? Auch bei den NSU Morden gab es kein erkennbares Motiv. Wir sehen durchaus Parallelen zwischen den Ermittlungen zu den Morden des NSU und denen zu Burak. Auch beim Mord an Burak gerieten nicht zuerst und nach den Morden des NSU naheliegend, Nazis ins Visier der Ermittler, sondern ein völlig unbeteiligter Mensch mit türkischem Namen. Die Ermittlungsakte trägt bis heute diesen Namen eines Mannes, der nur verdächtigt wurde, weil er diesen Namen trägt. Inhaltlich jedenfalls war dieser Verdacht völlig ohne Grundlage.

Wir sind heute, fast drei Jahre nach dem Mord ziemlich sicher, dass von den Ermittlungsbehörden keine Aufklärung zu erwarten ist, dass sie die Ermittlungen nicht weiterführen. Nur wenn der Täter in eine Situation gerät, dass er sich selbst stellen muss, kann mit einer Aufklärung des
Mordes an Burak gerechnet werden.

http://www.eritrea-chat.com/dead-of-eritrean-asylum-seekers-was-it-really-a-crime/
Bildquelle: http://www.eritrea-chat.com/

Wir werden nicht Ruhe geben, bis wir wissen, wer Burak getötet und Jamal und Alex so schwer verletzt hat. Wir wollen qualifizierte Antworten auf unsere Fragen, Antworten die uns die deutschen Behörden nicht geben werden. Wir wollen auch Antworten auf die skandalösen Vorgänge in Dresden, auf die Frage welche Rolle dort Rassismus innerhalb der Ermittlungsbehörden gespielt hat. Fragen, die Khaleds Freundinnen und Freunde stellen:

WARUM…

… die Polizeibeamten nach Entdeckung der Leiche eine Fremdeinwirkung selbstverständlich ausschlossen, obwohl Khaled Idris blutüberströmt tot vor der Haustür lag?

… die Blutlache gleich nach dem Fund der Leiche mit Wasser abwischten, statt den Fundort weiträumig abzuriegeln?

… erst 30 Stunden später mit der Spurensicherung begannen?

… ausschließlich Khaleds Mitbewohner, Freunde und Trauergäste, die sich zufällig im Haus aufhielten, verhören …

… aber z.B. nicht die Skinheads und Neonazis, die sie im Treppenhaus ihres Wohnhauses regelmäßig malträtierten, anrempelten, am vorbei gehen behinderten, beschimpften, ihre Türen und Hauswände mit Hakenkreuze und Drohungen „Wir kriegen Euch alle“ beschmierten?

… Und schließlich: Warum waren die beiden Pegida-Organisatoren Lutz Bachmann und Kathrin Oertel in der Polizeidirektion, während sie verhört wurden?

Wir werden so lange fragen „War das Motiv wieder Rassismus?“ bis die Ermittlungsbehörden bewiesen haben, dass dem nicht so ist. Denn was wir wissen ist: Die Polizei und viele Andere haben aus der NSU-Mordserie nichts gelernt. Von Rassismus wollen sie nichts wissen. Wir, die wir heute hier sind, sind aber nicht bereit zu schweigen und wegzuschauen!

Wir sind nicht bereit hinzunehmen, dass der Mord an Burak, genauso wie der Mord an Khaled unaufgeklärt bleiben!

Wir werden nicht zum Alltag übergehen, sondern an den Mord an Khaled erinnern und seine Aufklärung fordern. Heute und auch in Zukunft!

https://www.remembering-khaled.org/
Demoaufruf: In Gedenken an Khaled Idris Bahray