Archiv für den Monat: August 2014

05.09.2014 am Kottbusser Tor – Mahnwache für Burak: Wir fordern Aufklärung!

Freitag, 5. September 2014 // 17-19 Uhr
Kottbusser Tor, Kreuzberg, Berlin

An­fang Juli die­sen Som­mers ti­telt der Ber­li­ner Ku­rier: “1. heiße Spur im Mor­dfall Burak”. Die Woh­nung eines Nazis in Neu­kölln war durch­sucht wor­den. Er passt auf die Be­schrei­bung des Tä­ters und es wur­den schar­fe Waf­fen und Mu­ni­ti­on ge­fun­den. Diese In­for­ma­tio­nen aus der Zei­tung zu er­fah­ren und auch heute – ein­ein­halb Mo­na­te nach dem Fund – offiziell keine wei­te­ren In­for­ma­tio­nen über den Stand der Ermittlungen zu diesem spektakulären Fund erhalten zu haben, ist für uns ein Zei­chen für schleppende Er­mitt­lun­gen und für den re­spekt­lo­sen Um­gang mit dem Recht auf Information der Bevölkerung. Bei einem Mord, der die Vermutung nahelegt, dass er dem Vorbild der Morde des sogenannten NSU folgt, sollte es der Berliner Polizei ein großes Anliegen sein, über ihre Ermittlungsergebnisse regelmäßig zu informieren.

Am 5. September 2014 werden wir am Kottbusser Tor in Kreuzberg eine Mahnwache abhalten. Noch immer ist der Mord an Burak ungeklärt. Noch immer gibt es keine Ermittlungsergebnisse. Wir fordern weiterhin, dass aufgrund der vorliegenden Hinweise gezielt in Richtung eines rassistischen oder neo-nazistischen Verbrechens ermittelt wird.

Wie immer laden wir alle Freundinnen und Freunde, Angehörige und Unterstützer*innen ein vorbeizukommen, Flyer an Passant*innen zu verteilen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Burak wurde in der Nacht vom 4. auf den 5. April 2012 gegenüber vom Krankenhaus Neukölln ermordet. Wir rufen Euch zur Solidarität mit der Familie und den Freunden von Burak auf.

In der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak haben sich Angehörige und Freunde Buraks, antirassistische und antifaschistische Gruppen und engagierte Personen aus Neukölln zusammengeschlossen.

Redebeitrag bei der Aneck E. Gedenk-Demonstration am 29.08.2014

Wir von der „Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B.“ sind heute hier, um Aneck zu gedenken, und uns solidarisch mit seinen Angehörigen zu zeigen, die eine Wiederaufnahme der Ermittlungen zu seinem Tod fordern. Wer sind wir, und was wollen wir? Un­se­re In­itia­ti­ve ver­steht sich als eine Platt­form – in der so­wohl Fa­mi­lie und Freun­des­kreis von Burak, an­ti­ras­sis­ti­sche Grup­pen, po­li­ti­sche Künst­le­rin­nen und Künst­ler, Ak­ti­vis­tin­nen und Ak­ti­vis­ten aus ver­schie­de­nen Kol­lek­ti­ven und Zu­sam­men­hän­gen in Neu­kölln, Leute aus der Nach­bar­schaft und en­ga­gier­te Per­so­nen die im Stadt­teil leben, Per­so­nen aus der Ju­gend­ar­beit, der Op­fer­be­ra­tung und der Re­cher­che zu Neo­na­zis – ge­mein­sam an einen Tisch kom­men, um mit­ein­an­der zu spre­chen, sich zu­zu­hö­ren und aktiv zu wer­den.

Der Aus­gangs­punkt der Initiative war der Mord an Burak, am 5. April 2012: Es wirkt wie eine Hin­rich­tung auf of­fe­ner Stra­ße, mit­ten in Neu­kölln. Ein Täter, der mit Waf­fen um­ge­hen kann und zu­fäl­lig jene Grup­pe von Ju­gend­li­chen aus­wählt, in der Burak, Jamal und Alex sich mit zwei wei­te­ren Freun­den zu­fäl­lig ge­trof­fen haben. An einem Ort von dem noch kurz zuvor kei­ner der Ju­gend­li­chen wuss­te, dass sie dort ste­hen blei­ben wür­den, um sich zu un­ter­hal­ten. Fünf Schüs­se, wort­los, nie­mand kann es ver­ste­hen. Auch wir haben keine Er­klä­rung – dafür aber viele Fra­gen. Vor allem fra­gen wir uns: War Ras­sis­mus wie­der das Motiv?

Diese Frage stellen sich auch die Angehörigen von Aneck und ihre UnterstützerInnen. Wieso hat Mike Z., ausgebildeter Rettungsschwimmer im Freibad Plötzensee und ehemaliger Aktivist in der Neonaziszene, Aneck nicht geholfen? Wieso stellen sich die Pächter schützend vor ihn? Und wie kann die Polizei die Ermittlungen so schnell für abgeschlossen erklären, wenn noch so vieles unklar ist? Wie sollen sich Menschen jeder Hautfarbe in einem Schwimmbad sicher fühlen, in dem ihnen möglicherweise gerade wegen ihrer Hautfarbe nicht geholfen wird?

Im Fall von Burak waren wenige Mo­na­te nach dem Be­kannt­wer­den des NSU die Par­al­le­len zu den Nazimorden mehr als of­fen­sicht­lich. Un­ab­hän­gig davon ob der Mör­der ein or­ga­ni­sier­ter Neo­na­zi war, ein nor­ma­ler Ras­sist oder auch jener „ver­rück­te Ein­zel­tä­ter“ der die Po­li­zei in „alle Rich­tun­gen“ er­mit­teln lässt, schafft der Mord­an­schlag eine brei­te Ver­un­si­che­rung auf den Stra­ßen – vor allem unter Ju­gend­li­chen. Denn der Täter läuft noch immer frei herum. Und von Sei­ten der Po­li­zei und der Be­hör­den gibt es kei­ner­lei In­for­ma­tio­nen.

Auch Anecks Angehörige kriegen von der Polizei kaum Informationen. Bei Nachfragen wird ihnen gesagt, sie sollen die Informationen in der Presse nachlesen. Und auch die Zeitungen schreiben nur wenig zu Anecks Tod. Fälschlicherweise behaupten sie, er sei Nichtschwimmer gewesen. Würden die Zeitungen genauso berichten, wenn Aneck nicht Schwarz gewesen wäre? Wir wissen es nicht. Was wir wissen ist: Die Polizei und viele Andere haben aus der NSU- Mordserie nichts gelernt. Von Rassismus wollen sie nichts wissen. Wir, die wir heute hier sind, sind aber nicht bereit zu schweigen und wegzuschauen!

Wir rufen euch zur So­li­da­ri­tät mit der Fa­mi­lie, sowie mit den Freun­din­nen und Freun­den von Aneck auf. Lasst uns ge­mein­sam Aneck ge­den­ken. Wir sind nicht be­reit hin­zu­neh­men, dass der Mord an Burak und der Tod von Aneck un­auf­ge­klärt bleiben. Wir wer­den nicht zum All­tag über­ge­hen, son­dern an Anecks Tod er­in­nern und seine Auf­klä­rung for­dern. Heute und auch in Zu­kunft.

Eure Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B.

Aufruf zur Gedenkdemonstration am 29.08.2014 / Bericht zur Gedenkdemo